Rheinische Post, 26.1.2000 Istanbul: Gefängnisaufstand gewaltsam beendet Zwölf Gefangene verletzt Istanbul (AP). Zwölf Stunden nach seinem Beginn ist ein Aufstand islamistischer Häftlinge in einer Istanbuler Strafanstalt von Militär und Polizei am Dienstag gewaltsam beendet worden. Nach Angaben der halbamtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anatolia wurden dabei zwölf Gefangene verletzt. 63 gefangene Mitglieder der radikalislamischen Untergrundorganisation Kampffront des Großen Islamischen Ostens (IBDA-C) hatten sich in ihrem Gefängnisblock verbarrikadiert, um zu verhindern, dass ihr Anführer Salih Mirzabeyoglu von der Polizei zu einem Gerichtstermin abtransportiert wird. Sie steckten dabei Betten und andere Gegenstände in Brand. Wie Anatolia und der türkische Privatsender NTV berichteten, stürmten Soldaten am Dienstag das Gefängnis. Mirzabeyoglu und 18 Mitkämpfer waren die letzten, die sich am Dienstagnachmittag den Sicherheitskräften ergaben. Justizminister Hikmet Sali Türk erklärte, Mirzabeyoglu und 39 seiner Mitgefangenen würden in andere Gefängnisse verlegt. Sie sollten künftig in Zweierzellen untergebracht werden, um das Blocksystem aufzulösen, das in türkischen Gefängnissen immer wieder zur Herausbildung quasi autonomer Räume führt, die von den Gefängnisverwaltungen nicht mehr kontrolliert werden können, weil die einzelnen Gefangenengruppen sie beherrschen. Dadurch kommt es auch immer wieder vor, dass Waffen und Mobiltelefone in die Haftanstalten geschmuggelt werden. Angehörige der Häftlinge versammelten sich vor der Anstalt. Einige sprachen über Mobiltelefon mit den Insassen. Der Anwalt der Häftlinge sei verhaftet worden, als er versuchte, mit Reportern zu sprechen, berichtete NTV. Die IBDA-C hat sich zu Anschlägen auf Einrichtungen linksgerichteter und weltlich orientierter Gruppierungen bekannt. Zu Beginn des Monats hatten Häftlinge derselben Gruppe in einem anderen Gefängnis 17 Sicherheitsbeamte und einen Anwalt sechs Stunden lang festgehalten.
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