Frankfurter Rundschau, 27.1.2000 Kurdischer Häftling wird verlegt Fast 60 Tage Hungerstreik / Justiz will Kontaktsperre lockern HAMBURG/BERLIN, 26. Januar (dpa/ ap). Ein wegen Mordes verurteilter Kurde soll knapp zwei Monate nach Beginn seines Hungerstreiks innerhalb Hamburgs in eine andere Haftanstalt verlegt werden. Das bestätigte am Mittwoch die Sprecherin des Hanseatischen Oberlandesgerichts (OLG), Sabine-Annette Westphalen. Zuvor müsse der 34-jährige Ilhan Yelkuvan aber seinen Hungerstreik beenden. Nach der Verlegung werde ihm auch der Kontakt zu anderen Gefangenen ermöglicht. Ein Zusammentreffen mit türkischen Inhaftierten müsse aber ausgeschlossen werden. Derzeit sitzt der Kurde von anderen Häftlingen abgeschirmt in Untersuchungshaft. Vor der Entscheidung des OLG in Hamburg hatten Demonstranten in SPD-Büros in Berlin und der Hansestadt gegen die Haftbedingungen und die lebensbedrohliche Lage des hungerstreikenden Kurden protestiert. In Berlin drangen neun Mitglieder eines Solidaritätskomitees in die SPD-Bundeszentrale ein. In Hamburg waren vorübergehend sechs Demonstranten in die Hamburger SPD-Zentrale eingedrungen. In beiden Fällen zogen die Demonstranten nach SPD-Angaben freiwillig wieder ab. Der wegen Mordes und Geiselnahme verurteilte 34-Jährige ist ein Aktivist der verbotenen linksextremen Organisation Devrimci Sol (DHKP-C). Er hat gegen sein Urteil vom November vergangenen Jahres Revision eingelegt. Generalbundesanwalt Kay Nehm hat unterdessen gegen einen weiteren mutmaßlichen DHKP-C-Führungsfunktionär Anklage erhoben. Wie die Behörde am Mittwoch mitteilte, wird dem 27-Jährigen vorgeworfen, im August 1997 mit einem Mordkommando Jagd auf Mitglieder eines verfeindeten Flügels der Devrimci Sol gemacht zu haben. Zudem soll er im Mai 1996 zwei Brandanschläge in Singen (Bodensee) angeordnet haben. Am 14. November 1999 konnte der Mann in der Schweiz festgenommen werden. Er befindet sich seither in Untersuchungshaft.
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