Main Rheiner, 2.2.2000 Schüler verfassten Resolution Für Familie Akyüz/Projekttag am Martin-Niemöller-Gymnasium bär. - Gemeinsam mit der Martin-Niemöller-Stiftung richtete die gleichnamige Schule jetzt einen Projekttag aus. Hoch motiviert diskutierten die Schüler des Oberstufengymnasiums mit Experten über Themen wie die Situation von "Farbigen Deutschen und die Überwindung des Rassismus", oder den "Supermarkt der Sinnstifter - das Angebot der Religionen", der das Thema von Pfarrer Martin Stöhr war. Ein weiteres Thema bildete die heutige "Situation der jüdischen Minderheit", über die Dr. Susanne Keval referierte. Tiefe Betroffenheit zeigte sich in den Gesichtern der Schüler, als eine Journalistin der "Medienagentur für Menschenrechte" über das Schicksal von Folteropfern erzählte. Die Fragen spiegelten das Interesse sowohl an der politischen als auch der menschlichen Dimension dieses Themas wider. Die Journalistin, die über die politischen Verhältnisse in der West-Sahara und der Türkei berichten konnte, wurde überhäuft mit Fragen zu politischen Verflechtungen zwischen der westlichen Welt, insbesondere Deutschlands, und diesen Ländern. Auf die Frage, welche Interessen die westliche Welt an der Aufrechterhaltung dieser Systeme haben könne, die sich der Folter bedienen, machte die Referentin am Beispiel Kurdistans klar, dass es rein wirtschaftliche seien. Das Gebiet der Kurden mit seinen Öl- und Rohstoffvorkommen sei ein unermesslich reiches Land, das zudem leicht auszubeuten wäre. Darüber hinaus liege das Land der Kurden strategisch günstig. All dies seien Gründe genug, den Kurden die Autonomie zu versagen. Eine Methode, um dieses Ziel zu erreichen, sei, die Kurden mundtot zu machen und das geschehe durch Folter. Denn die Folter breche nicht nur den Gefolterten selbst, sondern mache auch sein soziales Umfeld gefügig. Tief sitzende Differenzen über die Situation der kurdischen Minderheit in der Türkei kamen in der von Uta Ries geleiteten Gruppe zum Vorschein und wurden kontrovers diskutiert. Doch nachdem die Schüler vom Schicksal der Familie Akyüz (wir berichteten) erfahren hatten, verabschiedeten sie eine Resolution zur "sofortigen Freilassung von Abdulcabbar Akyüz". Der Vater der Familie, der in der Türkei gefoltert und lange vermisst wurde, konnte erneut nach Deutschland fliehen, wurde aber - noch bevor er sich um einen Asyl-Folgeantrag und um eine Behandlung seiner erlittenen Foltertraumata bemühen konnte - am 26. Januar inhaftiert.
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