Frankfurter Rundschau, 4.2.2000 Auf Zypern keimt Hoffnung Doch die Genfer Verhandlungen stagnieren schon Von Pierre Simonitsch (Genf) Einmal mehr versuchen die Führer der griechischen und der türkischen Volksgruppe Zyperns, ihren alten Streit beizulegen. Doch die am Montag in Genf begonnenen Verhandlungen sind schon wieder festgefahren. Türkenführer Rauf Denktasch will erst über praktische Fragen reden, wenn die "Republik Nordzypern" anerkannt wird. Zu Beginn der Runde hatte der als Vermittler tätige UN-Generalsekretär Kofi Annan mit der Ankündigung überrascht, er erhoffe bis Jahresende auf eine "globale Lösung" des Zypernproblems. Der griechisch-zypriotische Staatschef Glafkos Klerides und sein Gegenspieler Denktasch waren mit geringen Erwartungen nach Genf gekommen. Seit der Abreise Annans spielt Unter-Generalsekretär Alvaro de Soto den Briefträger. Nach Aussage de Sotos geht es bei den Verhandlungen um vier Hauptthemen: die Sicherheit beider Volksgruppen; die Machtverteilung in einem wiedervereinigten Zypern; die Klärung der Vermögensfragen einschließlich einer Entschädigung für beschlagnahmte Güter; die territoriale Aufteilung der Insel. Denktaschs Vorbedingung ist nicht nur für die Griechen unannehmbar: Der UN-Sicherheitsrat hat mehrfach die nach der türkischen Invasion von 1974 vollzogene Teilung Zyperns für illegal erklärt. Außer der Türkei hat kein Staat die "Republik Nordzypern" anerkannt. Seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen der griechischen Mehrheit und der türkischen Volksgruppe im Jahre 1964 bewachen UN-Truppen die Demarkationslinien. Wenn jetzt Hoffnung auf Frieden keimt, so aus zwei Gründen: Zypern ist wie die Türkei Kandidat für einen Beitritt zur EU, zweitens dringen die USA auf echte Verhandlungen. Sie setzen sich für die Wiedervereinigung ein. Die international anerkannte Regierung Zyperns, die die griechische Mehrheit vertritt, geht davon aus, in spätestens fünf Jahren EU-Mitglied zu werden. Die Verhandlungen mit Brüssel sind weit gediehen. Die Türkei lehnt eine EU-Mitgliedschaft Zyperns ab.
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