junge Welt 07.02.2000 Protest gegen Hinrichtung Bundesweites Aktionsbündnis mobilisierte 8 000 Demonstranten für Mumia Abu-Jamals Leben »Rührend, heute so viele Menschen für diesen Zweck auf der Straße zu sehen. Bedauerlich anderseits, daß dies am vorherigen Wochenende nicht gelang und die Faschisten uns zuvorkamen« - Schlußfolgerungen einer Teilnehmerin an der Demonstration für den in den Vereinigten Staaten zum Tode verurteilten schwarzen Journalisten Mumia Abu-Jamal am Sonnabend in Berlin. Mit über 8 000 Demonstranten markierte die in der BRD inzwischen dritte Großdemonstration einen weiteren Höhepunkt im Kampf um das Leben Abu-Jamals sowie unzähliger weiterer politischer Gefangener. Aufgerufen hatte ein breites Aktionsbündnis aus linken Gruppen, Gerwerkschaften, Menschenrechtsorganisationen sowie der PDS. Die Demonstration bewegte sich vom Rosa-Luxemburg- Platz, vorbei an der amerikanischen Botschaft, zum Gendarmenmarkt. Der Aufzug verlief über drei Stunden sehr friedlich. Die Polizei war mit großem Aufgebot präsent und nahm bei Vorkontrollen zehn Personen zeitweise fest. In zahlreichen Redebeiträgen wurden die Neuaufnahme des Prozesses gegen Mumia und die Abschaffung der Todesstrafe weltweit gefordert. Abu-Jamal forderte in seinem auf der Demonstration abgespielten Beitrag angesichts von »global vernetzten Kräften, die Menschen und die Natur ausbeuten und unterdrücken«, einen »international und weltweit« vernetzten »Widerstand«. In den vergangenen Jahren stieg die Teilnehmerzahl bei Solidaritätsaktionen für den afro-amerikanischen Bürgerrechtler kontinuierlich. Demonstrationen, Kundgebungen und sonstige Veranstaltungen wurden auch immer in Zusammenhang zu generell existierenden Problemen des Rassismus und Nationalismus gestellt. Abu-Jamals Schicksal stellt dafür nur ein Beispiel dar. Gingen vor mehreren Jahren einige hundert für dessen Leben auf die Straße, hat man es jetzt weltweit mit Demonstrationen von Tausenden Teilnehmern zu tun. Am 20. Februar 1999 protestierten mehr als 5 000 Personen in der Hamburger Innenstadt. Zehntausende gingen wenig später in den USA auf die Straße. Obwohl der Fall von den meisten bürgerlicher Medien weiterhin totgeschwiegen oder allerhöchstens die bereits widerlegte Story der Staatsanwaltschaft kolportiert wird, Abu- Jamal habe als Aktivist der Black-Panther-Party einen weißen Polizisten umgebracht, findet der Fall immer mehr Beachtung. Andreas Siegmund-Schultze
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