Neue Zürcher Zeitung, 07.02.2000 Mörserangriff auf iranische Spitzenpolitiker Störmanöver der Volksmujahedin vk. Limassol, 6. Februar Die iranische Agentur Irna hat über Explosionen mit einem Todesopfer und mindestens fünf Verletzten am Samstag mitten in Teheran, in der Nähe des iranischen Präsidentenpalais und einer Niederlassung des Revolutionsführers, berichtet. Die Exilopposition Volksmujahedin beanspruchte den Vorfall und erklärte ihn als einen Mörserangriff auf den Sitz des Revolutionsführers Khamenei und des Ex-Präsidenten Rafsanjani. Dieser Angriff, für den auch das iranische Staatsfernsehen die Volksmujahedin verantwortlich machte, sucht die Spannungen zwischen Reformern und Konservativen vor den heftig umkämpften Parlamentswahlen am 18. Februar auszunutzen und anzuheizen. Die Berichte westlicher Journalisten aus Teheran stützten sich auf Augenzeugen und Amtsstellen, da die Polizei das ganze Gebiet bei der Kreuzung der Vali-e-Asr-Avenue und der Jami-Strasse abriegelte. Nach diesen Quellen galt der Angriff wahlweise dem Amtssitz von Präsident Khatami, einer Niederlassung des Revolutionsführers oder dem Sitz von Rafsanjanis Rat für das Staatsinteresse oder allen zusammen; den Angaben nach wurde keiner der drei Männer getroffen. Die drei erwähnten Gebäude liegen aber tatsächlich nahe beieinander in der genannten Gegend. Das einzige Todesopfer war in einer Druckerei beschäftigt, die angeblich Rafsanjanis Rat gehört; die Verletzten sind Passanten. Gegen den Reformer Khatami? Die Teheraner Zeitungen hoben den Angriff auf den Reformer Khatami hervor. Ein Sprecher der Volksmujahedin hingegen erklärte den mehr rechtsgerichteten Rafsanjani und den von Amts wegen konservativen Khamenei zum Ziel. Das sagt indirekt einiges aus über die anhaltende Beliebtheit Khatamis im iranischen Volk. Mit dieser Gewaltaktion, wie Teheran sie seit Jahren nicht mehr erlebt hat, suchen die Angreifer einerseits das Spiel der Normalität zu verderben, während das Regime eben die Feiern zum 21. Jahrestag der islamischen Revolution vorbereitet. Anderseits hoffen sie auf eine gewaltsame Reaktion von Anhängern der einen oder anderen politischen Strömung im Land.
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