Stuttgarter Nachrichten, 8.2.2000 Zähes Ringen um die Einheit Zyperns Klerides und Denktasch lehnen bei Uno-Gesprächen direkten Dialog ab Genf - Der türkisch-zyprische Volksgruppenführer Rauf Denktasch hatte eigentlich im Genfer Intercontinental reserviert - doch als er hörte, dass auch der griechisch-zyprische Präsident Glafkos Klerides in diesem Hotel absteigen wollte, ließ er sich flugs ins Richmond umbuchen. Von unserer Korrespondentin SUSANNE GÜSTEN, zurzeit Genf Nun hält sich Klerides nicht zufällig in derselben Stadt auf wie Denktasch, sondern zu Verhandlungen mit dem Zyperntürken über eine Einigung auf der seit einem Vierteljahrhundert geteilten Mittelmeerinsel. Die Episode illustriert deshalb, wie weit eine Lösung der Zypernfrage noch entfernt ist. Die internationale Gemeinschaft will alles daran setzen, den Konflikt bald zu den Akten legen zu können. Weil sich dafür auch Deutschland stärker engagiert, kommt Rauf Denktasch nach der Genfer Runde am nächsten Freitag erstmals in die Bundesrepublik. Die in dieser Woche in Genf aufgenommenen Gespräche sind der zweite Akt der Uno-Initiative nach einer ersten Verhandlungsrunde in New York im Dezember. Doch auch in Genf wollen sich die beiden Zyprer noch nicht ins Gesicht sehen, weshalb Uno-Generalsekretär Kofi Annan bei den Verhandlungen hin und her pendeln muss. ¸¸Die Gespräche werden äußerst kompliziert; wir werden sie hier in Genf nicht abschließen können'', räumte Annan ein. Eine Einigung auf Zypern noch in diesem Jahr - das wäre eine Sensation. Denn derzeit bewerten Diplomaten es schon als Durchbruch, dass der 76-jährige Denktasch und der 79-jähirge Klerides sich überhaupt zur selben Zeit am selben Ort aufhalten. Dass der Verhandlungsprozess zu Stande kam, liegt vor allem an dem verbesserten Klima zwischen der Türkei und Griechenland. Wichtiger ist aber der Druck von außen; neben den USA wollen sich die Europäer stärker engagieren. Seit dem EU-Gipfel von Helsinki, der die Türkei als EU-Beitrittskandidat anerkannte, eine Lösung für Zypern aber zur Beitrittsbedingung erklärte, ist der Zypernkonflikt endgültig zum gesamteuropäischen Problem geworden. Die Bundesrepublik wird deshalb erstmals den türkisch-zyprischen Volksgruppenführer und nicht anerkannten Präsidenten Nordzyperns, Denktasch, empfangen. Mit der Einladung will die Regierung zum einen den Willen der EU unterstreichen, sich für eine Lösung auf Zypern einzusetzen. Zudem soll Denktasch demonstriert werden, dass dies eine Lösung mit ihm - und nicht ohne oder gegen seine Volksgruppe sein soll.
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