Wiesbadener Kurier, 18.2.2000 Kurde wurde gestern abgeschoben Anrufer aus Istanbul überbrachte der Familie die Nachricht/ Anwalt: "Sowas noch nicht erlebt" "So etwas habe ich noch nicht erlebt." Winfried Möller, Rechtsanwalt des Kurden Abdulcabbar Akyüz war genauso konsterniert wie die Mitglieder des Flüchtlingsrats und die Migrations-Referentin der Wiesbadener Caritas, Manuela Pintus. Grund: Der Mandant des Gießener Anwalts, für dessen Haftentlassung der Flüchtlingsrat gestern Abend auf dem Mauritiusplatz eine Mahnwache abgehalten hat, sitzt gar nicht mehr in Höchst in Abschiebehaft. Gestern vormittag wurde er in die Türkei abgeschoben. Wie berichtet war der Kurde Ende Januar in der Unterkunft seiner Familie auf Betreiben der Wiesbadener Ausländerbehörde verhaftet worden. Nach mehreren Monaten in der Türkei, dorthin war er 1998 abgeschoben worden, war der Vater von acht Kindern im Januar illegal wieder nach Deutschland eingereist. In der Türkei, sagte Akyüz in einer eidesstattlichen Versicherung aus, sei er gefoltert worden. Zurück in Deutschland hatte er ein Asylfolgeverfahren angestrengt, nachdem alle anderen Asylanträge abgelehnt worden waren. Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge hatte am 10. Februar auch diesen Folgeantrag abgelehnt, ohne auf die eidesstattliche Versicherung des Kurden einzugehen. Von dieser Ablehnung hat Anwalt Möller erst am Mittwoch erfahren und sofort Klage eingereicht. Außerdem hat Möller beim Wiesbadener Verwaltungsgericht einen Eilantrag gestellt, mit dem Ziel, die Abschiebung seines Mandanten nicht zu vollziehen. Die Familie des Kurden, die ihn am Mittwoch noch in Höchst besucht hatte, wusste von der Abschiebung nichts. Erst aus der Türkei hat sie von einem Anrufer, den der Vater wohl verständigt hatte, gestern Nachmittag erfahren, dass Akyüz ins Flugzeug nach Istanbul gesetzt worden war. hol |