Berliner Morgenpost, 20.2.2000 Stichwort: Iran Die Islamische Republik Iran, in der die Reformer den Machtkampf mit radikalislamischen Kräften durch die Parlamentswahl am Freitag für sich entschieden haben dürften, ist mit einem Territorium von 1,6 Millionen Quadratkilometern mehr als viermal so groß wie Deutschland. In dem Hochland zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf leben etwa 66,7 Millionen Menschen, vor allem moslemische Perser. Obgleich einer der weltgrößten Erdölproduzenten, ist der Iran mit Inflationsraten bis 20 Prozent und fast 50 Prozent Arbeitslosen kein reiches Land. Die mittlere Lebenserwartung liegt bei nur 66 Jahren. Nach dem Sturz von Schah Resa Pahlawi Anfang 1979 wandelte sich der Iran - einer der ältesten Staaten der Welt - zur islamischen präsidialen Republik. Höchste Autorität des Landes ist der oberste geistliche Führer: zurzeit Ayatollah Ali Chamenei. Er wird von einer Gruppe islamischer Geistlicher gewählt und kontrolliert Justiz, Armee und Medien. Regierungschef ist der direkt gewählte Präsident: gegenwärtig Mohammed Chatami, um den sich die Reformkräfte scharen. Die Madschlis, das bislang von Konservativen dominierte Parlament, kann Gesetze beschließen, denen aber der so genannte Wächterrat zustimmen muss. Dieses zwölfköpfige Gremium von Klerikern und Anwälten prüft, ob die Gesetze mit der Scharia, dem 1996 eingeführten islamischen Recht, vereinbar sind. FEL |