Main Echo, 26.2.2000 Kurde nach Abschiebung gefoltert: Kritik am Kreis Friedensbeirat fordert Möglichkeit der Wiedereinreise Main-Kinzig-Kreis. Im November 1999 wurde der Kurde Hüseyin Ayhanci in die Türkei abgeschoben. Er lebte bis dahin mit seiner Frau und sieben Kindern in Ronneburg. Sofort nach seiner Ankunft in Istanbul wurde Ayhanci nach Informationen des Friedensbeirats Main-Kinzig verhaftet und gefoltert. Die Abschiebung des Vaters und dessen Trennung von seiner Familie wäre nicht nötig gewesen. »Wir sehen es als verantwortungslosen Verwaltungsakt an, da die Familie unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes steht«, so der Sprecher des Friedensbeirats, Ferdinand Hareter. Es dürfte wohl jedem, der mit der Flüchtlingsproblematik einigermaßen vertraut ist, bekannt sein, dass Kurden, die in die Türkei abgeschoben werden, immer Gefahr laufen, verhaftet und gefoltert zu werden. Trotzdem habe man die Abschiebung verfügt, kritisiert Hareter. Nun weise alles darauf hin, dass die schlimmsten Befürchtungen eingetreten seien. Dies aber hätte verhindert werden können. Im Fall Ayhanci liege auch ein Attest vor, das die Misshandlungen durch die türkische Polizei bestätige, betont der Sprecher des Beirats. Da das tragische Schicksal von Hüseyin Ayhanci kein Einzelfall sei, stellen sich für den Friedensbeirat folgende Fragen: »Warum werden im Main-Kinzig-Kreis immer wieder Familien auseinander gerissen? Warum wird im Main-Kinzig-Kreis so rigoros abgeschoben? Warum nimmt man nicht einmal Rücksicht auf betroffene Kinder? Warum ignoriert man den Einsatz deutscher Mitmenschen für die Betroffenen? Warum setzt man sich so einfach über ernst zu nehmende Hinweise auf drohende Folter hinweg?« Mit einer humanen Verwaltungspraxis habe das, was hier praktiziert werde, nichts zu tun, betont Hareter. Den Flüchtlingen müsse aber tatsächlicher Schutz und ein menschenwürdiges Leben in unserem Land ermöglicht werden. Deshalb fordert der Friedensbeirat den Landrat auf, sich für die Wiedereinreise von Hüseyin Ayhanci einzusetzen, damit diese ermöglicht werde. Auch dürften in Zukunft keine Familien mehr auseinander gerissen werden. Es sei besser, im Zweifelsfall einmal nicht abzuschieben. Der ganzen Familie müsse ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland ermöglicht werden.
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