ap 28.02.2000 15:35 Kurdische Bürgermeister freigelassen Offenbar auf internationalen Druck - HADEP-Politikern steht dennoch Verfahren bevor - Gewaltsamer Polizeieinsatz gegen Anhänger Ankara (AP) Die drei nach ihrer Rückkehr aus Deutschland in der Türkei inhaftierten kurdischen Bürgermeister der Städte Diyarbakir, Siirt und Bingöl sind am Montag wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ein Richter hatte zuvor die Freilassung der Bürgermeister angeordnet. Die türkischen Behörden reagierten damit offenbar auf die internationalen Proteste, besonders aus den Ländern der Europäischen Union. Die drei der prokurdischen Demokratiepartei des Volkes (HADEP) angehörenden Politiker müssen sich jedoch nach wie vor wegen Unterstützung der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) vor Gericht verantworten. Bei ihrer Freilassung wurden die Bürgermeister vor dem Gefängnis in Diyarbakir von einer über 3.000-köpfigen Menschenmenge mit Jubel begrüßt. Die Polizei trieb die Menge gewaltsam vom Gefängnistor weg. Später hinderten Polizisten rund 500 Menschen mit dem Einsatz von Schlagstöcken daran, zu einem Parteibüro der HADEP zu gehen, wo die Freigelassenen eine Pressekonferenz abhielten. Viele Demonstranten flüchteten in Seitenstraßen, wohin sie von Polizisten auf Motorrädern verfolgt wurden. Die drei Männer waren vor zehn Tagen nach ihrer Rückkehr von einer Konferenz in Hannover verhaftet worden, wo sie mit europäischen Politikern über Menschenrechte und die Rechte der türkischen Kurden gesprochen hatten. Ihnen wird vorgeworfen, PKK-Kämpfer und ihre Familien finanziell unterstützt und ihnen Arbeitsplätze besorgt zu haben. Innenminister Sadettin Tantan suspendierte die Bürgermeister am Freitag vom Dienst. Am Vortag war Anklage gegen sie erhoben worden. Die Suspendierung gilt bis zum Abschluss der Verfahren. Im Falle einer Verurteilung drohen den drei Politikern Haftstrafen bis zu siebeneinhalb Jahren.
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