HANDELSBLATT, Montag, 14.3.2000 Mudschahedin Chalk bekennen sich zu Granatenangriff Mindestens zwei Verletzte bei Anschlag in Teheran ap TEHERAN. Einen Tag nach dem Attentat auf einen Teheraner Reformpolitiker ist in der iranischen Hauptstadt am Montag ein Granatenanschlag verübt worden. Der Angriff galt offenbar einem Militärkomplex der Islamischen Revolutionsgarden. Stattdessen schlugen die Granaten aber in einem benachbarten Wohnviertel ein, wobei laut Augenzeugen mindestens zwei Menschen verletzt wurden. Der Zustand des am Sonntag niedergeschossenen Reformers Said Hadschdscharian war unterdessen noch immer kritisch. Etwa zehn Granaten schlugen nach Berichten von Anwohnern in dem Stadtteil Noor ein. Dabei wurde einer Person ein Bein abgerissen, eine Frau wurde in ihrem Auto verletzt. Journalisten sahen vor Ort acht zerstörte Autos. Ambulanzen und Feuerwehr eilten in den Stadtteil. Zu dem Anschlag bekannten sich die Widerstandsgruppe Mudschahedin Chalk. In einer Erklärung, die der Nachrichtenagentur AP in Kairo zuging, hieß es, die Granaten hätten einen Stützpunkt der Eliteeinheit Islamische Revolutionsgarden getroffen und mehrere Soldaten verletzt. Ziel des Anschlags sei Generalmajor Rahim Safawi gewesen. Nach Augenzeugenberichten verfehlten die Granaten jedoch den Stützpunkt und schlugen in dem benachbarten Wohnkomplex ein. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, wurde in einem benachbarten Park ein Granatwerfer gefunden. Die Mudschahedin Chalk mit Hauptsitz im Nachbarland Irak haben in der Vergangenheit mehrmals Anschläge verübt. Dabei wurden im Dezember in der westiranischen Stadt Ahwas zwei Menschen getötet und acht verletzt, alle von ihnen Zivilisten. Hadschdscharian lag unterdessen noch immer im Koma und wurde künstlich beatmet, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA unter Berufung auf den Leiter des Ärzteteams meldete. Der Arzt Mohammadresa Safarkandi sagte weiter, der Politiker könne noch einige Tage im Koma liegen. Hadschdscharian, der bei der Kommunalwahl vor einem Jahr in der Hauptstadt das zweitbeste Ergebnis erzielte, war am Sonntag in der Teheraner Innenstadt von zwei Männern in den Kopf geschossen worden. Die Täter entkamen laut Augenzeugen auf einem Motorrad mit 1000 Kubikzentimetern Hubraum. Diese Motorradklasse ist ausschließlich Polizisten und Sicherheitskräften vorbehalten, die private Nutzung von Zweirädern mit mehr als 250 Kubikzentimeter ist in Teheran verboten. Reformpolitiker und ihnen nahe stehende Medien warfen den konservativen Hardlinern vor, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Diese hatten bei der Parlamentswahl im Februar gegen die Reformkräfte eine schwere Niederlage erlitten.
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