DER STANDARD (A), 16. März 2000 Genozid an Armeniern, 85 Jahre danach Wien - Im Menschenrechtsausschuss des Parlaments wird heute, Donnerstag, über einen von den Grünen eingebrachten Antrag diskutiert, den Völkermord an den Armeniern durch das Osmanische Reich während des Ersten Weltkriegs in einer Resolution als solchen zu bezeichnen und anzuerkennen. Ein Unternehmen, das international regelmäßig auf starke Widerstände stößt, soeben verhindern im französischen Senat die Gaullisten einen von der Nationalversammlung bereits sanktionierten Text. In Wien empfindet Artem Ohandjanian, Vizepräsident des Vereins zur Förderung der armenischen Geschichte und Kultur, das ausdrückliche Bekenntnis der neuen Regierung zu den Menschenrechten als gute Voraussetzung für die Initiative. Er könnte sich täuschen: Die ÖVP, die schon in der alten Regierung keinerlei Neigung zeigte, die Türkei - die offiziell jede Vergangenheitsbewältigung verweigert und die ermordeten Armenier als Terroristen abtut - zu verärgern, wird heute wahrscheinlich für Vertagung plädieren, die FPÖ dürfte ihr zur Seite stehen. (guha) |