Die Presse (Wien), 18.3.2000
Flüchtlinge aus Nordzypern
Hunderte Roma wandern wegen schlechter Wirtschaftsbedingungen in
den Süden der geteilten Insel aus.
Von unserem Korrespondenten CHRISTIAN GONSA ATHEN.
Neues, aufsehenerregendes Kapitel im Zypernkonflikt: In den vergangenen
Wochen haben Hunderte Bewohner des türkischen Teils der geteilten
Insel den Norden Zyperns verlassen. Ende vergangener Woche sprachen
offizielle griechischzypriotische Quellen von 250, inzwischen geht man
von über 400 Personen aus; die Abwanderungsbewegung ist noch immer
nicht zum Stillstand gekommen. Viele der Flüchtlinge überschreiten
die von UN-Einheiten bewachte "grüne Linie", die den
seit 1974 türkisch besetzten Norden vom griechischen Süden
trennt, über eine britische Militärbasis an der Zonengrenze.
Nach griechischzypriotischen Angaben handelt es sich bei der Mehrzahl
der Flüchtlinge um schon vor der Teilung der Insel auf Zypern ansässige
moslemische Roma. Sie waren nach der Teilung der Insel 1974 in den Norden
abgewandert. Die Ursache für die Grenzübertritte dürften
wirtschaftlicher Natur sein. Der Norden der Insel kämpft, nicht
zuletzt wegen eines Boykotts der internationalen Staatengemeinschaft,
mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Flüchtlinge, die nachweislich
türkischzypriotische Bürger sind, würden keinesfalls
zurückgeschickt; ausgewiesen würden allerdings Flüchtlinge,
die aus der Türkei in den Nordteil der Insel eingewandert sind,
so die griechischzypriotischen Behörden.
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