Stuttgarter Nachrichten, 20.3.2000 Kurden-Fest diesmal ohne Zündstoff Neujahrsfeier Newroz am heutigen Montag - Polizei erwartet keine Störungen Was im vergangenen Jahr noch verboten war und mit einem großen Polizeiaufgebot aufgelöst werden musste, ist diesmal eine normale Veranstaltung: Am heutigen Montag findet in der Innenstadt das kurdische Newrozfest statt. Polizei und Ordnungsamt blicken der Feier entspannt entgegen. VON WOLF-DIETER OBST Die Zeiten ändern sich. ¸¸Die allgemeine politische Situation um die PKK hat sich deutlich entschärft'', stellt Polizeisprecher Hermann Karpf fest. Es gebe keinen Grund, an den Anmeldern zu zweifeln, dass das Newrozfest eine Neujahrsfeier und keine politische Demonstration für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK werde. Kundgebung und Fackelzug, die um 18 Uhr auf dem Schlossplatz beginnen sollen, sind vom Ordnungsamt genehmigt worden. Karpf: ¸¸Wir erwarten keine Störungen.'' Doch nicht nur die politische Großwetterlage hat sich geändert. Auch in Stuttgart hat Alfons Nastold vom Ordnungsamt Änderungen festgestellt: ¸¸Der Mesopotamische Kulturverein als Veranstalter hat einen neuen Vorstand und eine neue Satzung'', sagt er. Bisher seien keine Verbindungen zu PKK-nahen Organisationen erkennbar. Der Veranstalter rechnet mit 600 Teilnehmern. ¸¸Die werden wohl nicht aus einem überregionalen Einzugsgebiet kommen'', glaubt Nastold, ¸¸weil es auch in vielen anderen Städten genehmigte Feiern gibt.'' Im vergangenen Jahr war das noch anders. Da war die Auswahl mit Ulm und Freiburg wesentlich geringer. Bei der verbotenen Demonstration in Stuttgart hatten zudem PKK-Aktivisten aus Reutlingen, Heilbronn und Pforzheim die heimliche Regie, ehe 500 Beamte die Veranstaltung nach gut zweieinhalb Stunden auflösten. Diesmal solle es weniger uniformierte Ordnungshüter geben - insgesamt etwa 300 Polizisten. Neben den üblichen Auflagen - keine PKK-Symbole, keine Bilder von PKK-Chef Abdullah Öcalan - gibt es für die Newroz-feier eine weitere Einschränkung: Ein Freudenfeuer ist nicht erlaubt. ¸¸So ein stationäres offenes Feuer gehört zwar für die Kurden dazu'', stellt Nastold fest, ¸¸aber es ist problematisch.'' Mit dem Veranstalter sei deshalb vereinbart, dass die Fackeln nach dem Zug durch die Innenstadt gelöscht werden. Vor einem Jahr setzte ein Beamter mit einem Feuerlöscher den Schlusspunkt. |