Giessener Anzeiger, 27.3.2000 Neujahrsfest "Newroz" als Symbol für friedliches Miteinander Kurden, Deutsche und Türken feierten gemeinsam im ZIBB mit Tänzen und Musik - "Vorurteile gegenüber der kurdischen Bevölkerung abbauen" GIESSEN (ero). Traditionelle Musik, Tänze und ein reichhaltiges Büffet erwartete die zahlreichen Besucher des kurdischen Neujahresfestes "Newroz" im Zentrum für Interkulturelle Bildung und Begegnung (ZIBB). Zum ersten Mal feierten Kurden, Deutsche und Türken gemeinsam das Ereignis, das die Befreiung der Menschen, Tiere und der Natur von Winter symbolisieren soll. "Die Organisatoren haben sich sehr viel Mühe gegeben, wir sind alle sehr zufrieden mit der Premierenveranstaltung", freute sich Drosia Tanriverdi, Vorsitzende des ZIBB. Das Fest solle ohne störende Zwischenfälle begangen werden, da dieser Tag als Symbol für eine friedliches Miteinander stehe, sagte Miktat Tuncay, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde in Gießen. Mit dem Neujahrsfest werde aber auch die Hoffnung verbunden, dass die Unterdrückung der Kurden, vor allem in der Türkei, ein Ende nehme. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die türkische Regierung einen solch unpolitischen Tag immer wieder verbiete. "Wir verstehen dieses Fest als Sinnbild für Frieden und Dialog", betonte Tuncay. Auch Mehmet Tanriverdi, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinden in Deutschland, zeigte sich froh darüber, dass die Feierlichkeiten in der Bundesrepublik endlich friedlich und gemeinsam mit Deutschen, Türken und anderen Migranten begangen werden könnten. Diese gemeinsame Feier sei ein positives Signal, um Vorurteile gegenüber der kurdischen Bevölkerung abzubauen. In der Öffentlichkeit sei ein Bild des gewalttätigen Kurden aufgebaut worden, das endlich korrigiert werden müsse. Dazu könnten nicht nur die verbesserten Beziehungen mit der deutschen Bevölkerung, sondern auch das gute Verhältnis zu den hier lebenden Türken beitragen. "In der Bundesrepublik gibt es keine Feindschaft zwischen Türken und Kurden", unterstrich Tanriverdi. Um diese Dialogbereitschaft zu fördern, könne die Bundesregierung als Schirmherrin dieser notwendigen Gespräche fungieren. Wie wichtig der Dialog mit den Kurden, Türken in der Bundesrepublik und der türkischen Regierung in Ankara sei, zeige die aktuelle Diskussion um die Panzerlieferungen in die Türkei. Die Bundesrepublik dürfe, mit Blick auf die Menschenrechtslage, keine Leopard II an die Türkei liefern. Zudem forderte er, dass das Todesurteils gegen PKK-Führer Öcalan nicht vollstreckt wird und die Anerkennung der kurdischen Volksgruppe als eigenständige Migranten-Gruppe in der Bundesrepublik. Die dafür notwendigen Unterschriftensammlung dafür seien schon im Gange. |