taz, 27.3.2000 Jugend zeigt Ausländern rote Karte Shell-Studie: Gut gerüstet für die Zukunft sind die Jugendlichen nicht. Jeder Vierte ist ausländerfeindlich BERLIN ap/taz Dass die Jugend immer unpolitischer wird und sich vor allem um ihr materielles Wohl sorgt, ist nichts Neues. Von Generation X, Y, @ bis Generation Golf wurden schon unzählige Bücher und Artikel über die verwöhnte und gelangweilte Jugend geschrieben. Erst vor einer Woche sichtete der Focus die Generation Flex, die sich "in die vielen kleinen Nischen des Privaten" zurückziehe. So idyllisch ist es nicht. Die Shell-Studie "Jugend 2000" wird heute mit Ergebnissen aufwarten, die über das Bild von der "Tralala, uns doch egal"-Jugend hinausgehen. Die Teens und Twens sind nicht nur hedonistisch und optimistisch, sie sind in hohem Maße leistungsorientiert - und ausländerfeindlich. Nach all den eher harmlosen Lifestylebeschreibungen legt Shell jetzt Zahlen vor, die auf einer Befragung von 4.546 jungen Deutschen zwischen 15 und 24 basieren. Die Shell-Studie wird alle drei Jahre durchgeführt und gilt als umfassendste Untersuchung zur Entwicklung der Jugend. Das Ergebnis ist erschreckend: Nach Einschätzung der Shell-Forscher sind 27 Prozent der Jugendlichen "hoch ausländerfeindlich". Mehr als 60 Prozent der Jugendlichen finden, der Ausländeranteil in Deutschland sei zu hoch. Die Ausländerfeindlichkeit ist im Osten gravierender als im Westen. Wissenschaftler der Universität Potsdam haben dafür eine Erklärung. In einem Papier zu den Ursachen ostdeutscher Fremdenfeindlichkeit, das sie vergangene Woche veröffentlichten, führen sie die Ressentiments auch auf die Auswanderungswellen vor und nach der Wende zurück. Der veränderungsbereite, offene Teil der Gesellschaft sei weggegangen. Mit den "Dagebliebenen" treffe nun ausgerechnet der immobile Teil der Bevölkerung auf Ausländer, für die Beweglichkeit zum Lebenskonzept gehöre. Auch diese Mentalitätsunterschiede seien ein Grund für das "schwierige Verhältnis". Doch das allein kann es nicht sein - die Abwehrhaltung gegen alles Fremde nimmt auch im Westen zu. Was die Jugendlichen von indischen Hightech-Spezialisten halten, wissen die Autoren der Shell-Studie noch nicht. Sie wurden vor der Diskussion um die Green Card befragt. Möglich, dass die ausländischen Computerexperten als Konkurrenten betrachtet werden. Gut gerüstet für die computerisierte Zukunft sind die Jugendlichen nämlich nicht. Die Vorstellung von der Generation @ ist falsch. 44 Prozent der Jugendlichen haben zu Hause gar keinen Computer, nur jeder Vierte ist online. |