Tagespiegel, 28.3.2000 Neuer Panzer-Streit Lieferung älterer Leopard-Modelle an die Türkei abgelehnt Deutschland hat es nach einem türkischen Fernsehbericht abgelehnt, 150 ältere Leopard-Panzer an die Türkei zu liefern, und damit die türkische Armee verärgert. Diese Abfuhr werde möglicherweise negative Folgen für andere Felder der Verteidigungszusammenarbeit zwischen Berlin und Ankara haben, meldete der Nachrichtensender NTV am Montag unter Berufung auf Militärkreise. Dem Bericht zufolge beantragte die Türkei bei der Berliner Regierung die Lieferung von 150 Panzern des Typs Leopard-1-A5, weil Griechenland kurz zuvor 192 Panzer diesen Typs aus Deutschland erhalten hatte. Damit habe sich das militärische Gleichgewicht zugunsten Griechenlands verschoben, habe Ankara seinen Antrag in Berlin begründet. NTV zufolge lehnte Berlin die Lieferung aber mit Hinweis auf die Menschenrechtslage in der Türkei ab. Deutschland hat schon mehrfach Leopard-1-Panzer aus Bundeswehrbeständen an Nato-Partner und andere befreundete Staaten abgegeben, wenn sie in der deutschen Armee keine Verwendung mehr fanden. Die griechische Armee verfügt derzeit über rund 530 Panzer diesen Typs, die Türkei hat etwa 400. Ein Sprecher des Leopard-Herstellers Krauss-Maffei-Wegmann in München sagte, wenn die derzeit noch laufende Abgabe von Leopard-1-Panzern an Griechenland abgeschlossen sei, werde die griechische Armee 550 Panzer dieses Typs haben. Dann hätten die Türken 150 Panzer weniger als die Griechen. NTV berichtete, Ankara habe diese Lücke schließen wolle. Nach dem ersten Nein aus Berlin habe die Türkei eine eventuelle Meinungsänderung der Bundesregierung nicht abwarten wollen und von sich aus auf die Lieferung der Panzer verzichtet. In informierten Kreisen hieß es dazu, eine Entscheidung des Bundessicherheitsrates über die Abgabe der Panzer an den Nato-Partner Türkei stehe noch aus. Vom Berliner Verteidigungsministerium lag zunächst keine Stellungnahme vor. In türkischen Militärkreisen sei angedeutet worden, dass die negative Entscheidung aus Berlin Folgen für die anstehende Entscheidung über den Kauf von 1000 modernen Kampfpanzern für die türkische Armee haben könnte, meldete NTV weiter. Die türkische Regierung will im Juli entscheiden, ob sie bei diesem Projekt mit einem Volumen von 14 Milliarden Mark dem neuen Leopard-2 oder einem Panzer aus den USA, Frankreich oder der Ukraine den Zuschlag gibt.
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