Stutgarter Zeitung, 28.3.2000 Einigt der Beitritt Zypern? Die geteilte Insel soll gemeinsam mit der EU verhandeln NIKOSIA. Zyperns Außenminister Jannakis Kassoulidis fordert, Druck auf Ankara auszuüben. Der Vertreter der griechischen Zyprer will, dass die türkische Volksgruppe mit der griechischen zusammen an den EU-Beitrittsverhandlungen teilnimmt. Von Gerd Höhler Die EU-Staaten müssten jetzt die Türkei in die Pflicht nehmen, sagte Zyperns Außenminister Kassoulidis im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung. Den Beitritt seines Landes zur Europäischen Union hält er aber auch für möglich, wenn die Teilung der Insel bis dahin nicht überwunden werden kann. Zu einer Teilnahme an den bereits recht weit fortgeschrittenen EU-Beitrittsverhandlungen versuchte die Zyperntürken vergangene Woche auch der Brüsseler Erweiterungskommissar Günter Verheugen zu überreden. Doch deren Führer Rauf Denktasch blieb hart. Er verlangt separate Verhandlungen mit seiner 1983 einseitig ausgerufenen ¸¸Türkischen Republik Nordzypern'' (KKTC). Das wiederum lehnen die EU und die griechischen Zyprer ab. Sie erkennen diese Republik nicht an. ¸¸Wir wünschen uns weiterhin eine Mitarbeit der türkischen Volksgruppe in der zyprischen Verhandlungsdelegation'', sagte Kassoulidis in Nikosia. Das, so meinte der Minister, wäre ¸¸ein großer Schritt nach vorn''. Viel Hoffnung, dass sich die Inseltürken doch noch an den Gesprächen beteiligen, hat Kassoulidis aber nicht. Zypern ist gespalten, seit türkische Truppen im Sommer 1974 den Nordteil besetzten, um eine befürchtete Annektierung der Insel durch die damals in Athen regierende Junta zu verhindern. Griechische und türkische Zyprer verhandeln seit dem vergangenen Dezember über eine neue Verfassungsordnung. Wenn diese Gespräche fruchtlos blieben und die Teilung fortbestehen würde, hält Kassoulidis einen EU-Beitritt für besonders dringlich. ¸¸Ihn zu verzögern, wäre ein falsches Signal.''
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