web.de, 30.03.2000 17:07 Rau zu Staatsbesuchen nach Griechenland und in die Türkei Sechstägige Reise ab Montag - Erinnerung an Massaker von Kalavrita Berlin (AP) Bundespräsident Johannes Rau reist in der kommenden Woche nach Griechenland und in die Türkei. Die jeweils dreitägigen Visiten sind sein dritter und vierter Staatsbesuch nach der Nahostreise im Februar. Beide Länder, deren Verhältnis untereinander nicht ohne Reibungen ist, verbinden besondere Beziehungen mit Deutschland: 2,5 Millionen Menschen türkischer Herkunft leben in der Bundesrepublik. Jeder zehnte Grieche hat schon einmal in Deutschland gewohnt, gelernt oder gearbeitet. Zum Auftakt der Reise trifft Rau am Montag in Athen mit Staatspräsident Konstantinos Stefanopoulos zusammen. Am Dienstag spricht er mit Ministerpräsident Kostas Simitis, besichtigt den unter Mitwirkung deutscher Firmen im Bau stehenden Flughafen Spata und eröffnet die Ausstellung «Athen-München», die bereits in der bayerischen Landeshauptstadt zu sehen war. Der wichtigste Punkt des Tages erinnert jedoch an das dunkelste Kapitel der deutsch-griechischen Geschichte: der Bergort Kalavrita, wo Soldaten der Wehrmacht 1943 in einer so genannten Vergeltungsaktion die gesamte männliche Bevölkerung erschossen, über 1.200 Menschen vom Kind bis zum Greis. Mit dem Besuch in der dortigen Gedenkstätte, begleitet von Stefanopoulos, will Rau ein Zeichen der Erinnerung setzen und den in Griechenland schmerzlich bekannten Ort auch den Deutschen ins Bewusstsein rufen. Über Thessaloniki, wo ein Besuch der deutschen Schule und eine Begegnung mit Rückkehrern aus Deutschland auf dem Programm steht, reist Rau am Mittwoch nach Ankara weiter. Der Staatsbesuch in der Türkei beginnt am Donnerstag mit einer Besichtigung des Atatürk-Mausoleums, des in Thessaloniki geborenen Staatsgründers der modernen Türkei. Im Anschluss an ein Gespräch mit Staatspräsident Süleyman Demirel nimmt Rau die Ehrendoktorwürde der Middle East Technical University entgegen. Seine Rede an der Universität will Rau dazu nutzen, auf das Projekt des gemeinsamen Europas einzugehen und zu Kooperation und beiderseitigem Bemühen zu mahnen. Ein Gespräch mit Vertretern türkischer Menschenrechtsgruppen ist für Freitag vorgesehen, ebenso ein Besuch in Bolu-Karayollari, wo mit deutscher Hilfe winterfeste Quartiere für Erdbebenopfer errichtet wurden. Zum Abschluss des Besuchs am Samstag in Istanbul stehen eine Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen in der Kathedrale, ein Essen bei der deutsch-türkischen Handelskammer und die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten auf dem Programm.
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