junge Welt, 31.03.2000 Hungerstreik fortgesetzt Berlin: Gesundheitlicher Zustand dreier inhaftierter Ukrainerinnen verschlechtert sich stetig Seit über 40 Tagen befinden sich die drei Ukrainerinnen Soja Schatz, Ludmila Orlova und Dana Wlasenko im Hungerstreik. Sie protestieren damit gegen ihre mehrmonatige Inhaftierung im Abschiebegefängnis Berlin-Moabit. Da die Frauen nicht im Besitz gültiger Personaldokumente sind, können sie aus formalen Gründen nicht in die Ukraine abgeschoben werden (siehe jW vom 30. März). Nach Angaben von Uta Kurzbein, Mitglied der Antirassistischen Initiative e. V., verschlechtere sich der gesundheitliche Zustand der Frauen zusehends. Jeden zweiten Tag würden sie zur Blutabnahme in das Krankenhaus Moabit gebracht. Die zuständigen Ärzte dort bestätigten der Initiative, daß die Frauen inzwischen unter lebensbedrohlichem Kaliummangel leiden. Umso unverständlicher sei hier das Verhalten des verantwortlichen Arztes im Abschiebegefängnis, Dr. Thalemann. Dieser, so Kurzbein gegenüber jW, verweigere Personen, die von den Frauen zur Einsicht ihrer Krankenakten bevollmächtigt sind, jegliche Auskünfte über deren medizinische Daten. Gleichzeitig behauptete er einer Rechtsanwältin gegenüber, daß ihre Mandantin »völlig gesund« sei und es ihr gut gehe. Statt die Frauen aus der Abschiebehaft zu entlassen, hätte man lediglich die medizinische Überwachung intensiviert. Seit einigen Tagen nun kämen nachts alle zwei Stunden Beamte in die Zelle der Frauen und berührten sie leicht, um zu sehen, ob die Hungernden noch atmen. »Die Frauen sind angesichts dieser klinischen Symptomatik längst haftunfähig«, so Kreuzbein. Mit dem Schicksal der Frauen hätten sich inzwischen die Berliner Abgeordneten Karin Hopfmann (PDS) und Hartwig Berger (Bündnis 90/Grüne), die Bundestagsvizepräsidentin Petra Bläss und die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke (beide PDS) befaßt, sagte Kurzbein weiter. Sie hätten die Hungerstreikenden besucht und sich mit der Gefängnisleitung unterhalten. Den Frauen half das kaum, die Gefängnisleitung lenkte nicht ein. Die drei Ukrainerinnen hatten bis letzten Freitag keinen Rechtsbeistand. Nun hat die Antirassistische Initiative e.V. für die Vertretung der drei Frauen, Rechtsanwälte beauftragt, die ihre Arbeit unverzüglich aufgenommen haben. Claudia Wondratschke * Infos: Antirassistische Initiative e.V., Yorckstr. 59, 10965 Berlin. Tel./Fax.: (030) 7857281, -84
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