Stuttgarter Zeitung 4.4.2000 Türkei geht gegen die PKK vor Die Sackgasse Wieder dringen tausende von türkischen Soldaten in das Grenzgebiet zum Irak ein. Wieder versucht die türkische Militärführung, das ¸¸Problem PKK'' mit brachialer Gewalt zu lösen. Diese Aktionen stoßen bei den westlichen Partnern Ankaras aber auf immer größeres Unverständnis. Denn die Chancen, den Kleinkrieg im Osten des Landes zu beenden, scheinen so gut wie nie zuvor: Der PKK-Führer Abdullah Öcalan sitzt im Gefängnis, die PKK-Rebellen haben sich zurückgezogen und einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen. Im Gegenzug verlangten sie jedoch, dass den zwölf Millionen Kurden in der Türkei die seit Jahrzehnten verwehrten kulturellen Rechte zugestanden werden. Aber Ankara scheint nicht gewillt, die harte Haltung in der Kurdenpolitik aufzugeben. Damit steuert Ankara in eine Sackgasse, denn die PKK wird sich nicht mit Gewalt zerschlagen lassen. Einzige langfristige Lösung des Problems wäre eine Wende in der Kurdenpolitik, hin zu einem ernsthaften Dialog. Vor allem die Türkei würde von einem friedlichen Ende des Konfliktes profitieren, denn der Krieg hat das Land schwer in Mitleidenschaft gezogen. Er hat zehntausende Tote gefordert, hat ganze Landstriche ruiniert. Er hat die Landflucht vom Osten in die industriellen Zentren im Westen der Türkei beschleunigt. Außerdem hat er den Staat viel Geld gekostet. Immer wieder ist auch der Tourismus beeinträchtigt gewesen, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Vor allem aber hat der Kampf die Herrschaft der Armee zementiert, denn die Politiker haben sich in der Kurdenfrage bisher auf das Militär verlassen. Aber solange bei diesem Problem vor allem die Armee das Sagen hat, wird es nicht gelöst werden. Von Knut Krohn
|