Frankfurter Rundschau 05.04.2000 Asylrecht: Kardinal Sterzinsky fährt CDU in die Parade BERLIN, 4. April (kna). Mit scharfen Worten hat der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky die Forderung der Union nach einer Abschaffung des Grundrechts auf Asyl zurückgewiesen. Dies wäre ein "ethischer Dammbruch in Politik und Gesellschaft", sagte Sterzinsky am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur in Berlin. Die Mitmenschlichkeit würde "von einem politischen Grundwert zur politischen Marginalie", die christliche Nächstenliebe zur reinen Privatsache. "Völlig unverständlich" nannte Sterzinsky die Aussagen von Unions-Fraktionschef Friedrich Merz (CDU), die Bundesrepublik müsse sich in der Asylfrage von der Verpflichtung aus der NS-Vergangenheit lösen. Das Recht auf Asyl sei in den Menschenrechten begründet, auch wenn seine Aufnahme in das Grundgesetz durch die Erfahrungen der NS-Zeit veranlasst worden sei. Sterzinsky betonte, die Verbrechen der Nazizeit seien zwar nicht die Schuld der heutigen Generation, diese müsse aber für die Konsequenzen einstehen.
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