junge Welt 08.04.2000 Clusterbomben gegen Irak im Einsatz? Selbst Ankara empört: USA setzen umstrittene Kassettenbomben ein Es kommt nicht oft vor, daß sich der türkische militärische Nachrichtendienst über die Amerikaner beschwert und eine türkische Zeitung darüber berichtet. Wenn es sich dann auch noch um sogenannte Cluster-Bomben handelt, die die US- AirForce heimlich bei ihren Einsätzen über dem Irak abwirft, wird die Sache brisant. Aus Sicht Ankaras zeigen die USA in dieser Angelegenheit eine doppelte Moral. So wirft man den Vereinigten Staaten vor, die berüchtigten Kassettenbomben, die stets besonders viele Opfer unter der Zivilbevölkerung finden, regelmäßig in der sogenannten Flugverbotszone im Irak einzusetzen, während die Lieferung dieser Bomben an die türkischen Streitkräfte mit dem Hinweis, dies seien Offensivwaffen, verweigert wird. So berichtete Lale Sariibrahimoglu dieser Tage in den »Turkish Daily News«, daß dem türkischen militärischen Nachrichtendienst Erkenntnisse vorliegen, denen zufolge US- Bomber bei ihren »Überwachungsflügen« nördlich des 36. Breitengrades im Irak heimlich Clusterbomben gegen irakische Streitkräfte einsetzen. Angeblich zur Selbstverteidigung gegen Bodenbeschuß. Trifft dies zu, dann führen die USA im Rahmen der rechtswidrigen Überflüge einen regelrechten Krieg gegen den Irak und verüben damit fortgesetzte schwere Verstöße gegen Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen. Rainer Rupp |