Sindelfinger, Böblinger Zeitung 15.4.2000 Böblingen: Initiativkreis für Völkerfreundschaft gegen Abschiebung demonstriert im Landratsamt Streit um Besuch bei Asylbewerbern Von unserem Redaktionsmitglied Alexander Heilemann Der Sindelfinger Initiativkreis für Völkerfreundschaft gegen Abschiebung protestierte im Landratsamt gegen das Hausverbot für ein Mitglied im Asylbewerberheim Sindelfinger Allee. Jürgen Hänsel hatte dort die Kurdin Feride Akdag beraten wollen. Für das Landratsamt hat er dabei aber gegen die Hausordnung verstoßen. "Wir wollen, dass uns unsere Freunde immer besuchen können", steht auf dem Plakat, das sich Feride Akdag umgehängt hat. Die Kurdin aus der Böblinger Asylbewerberunterkunft des Kreises trägt es mit 20 Mitgliedern des Sindelfinger Initiativkreises durch die Gänge des Landratsamts. Sie werden auf der Suche nach dem Zuständigen durch die Gänge geschickt, von einem Sachbearbeiter zum nächsten. Am 16. März besuchte Jürgen Hänsel vom Initiativkreis die Frau, deren Mann bereits in die Türkei abgeschoben wurde. Die Frau war an diesem Tag von der Polizei nach ihrem elfjährigen Sohn Hüseyin befragt worden, der als untergetaucht gilt. "Sie war völlig aufgelöst", erinnert sich Jürgen Hänsel. Er habe am Telefon Rat gesucht, als Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts, der die Unterkunft nachts überwacht, ihn unterbrachen. "Sie haben mich in scharfem Ton gefragt, was ich hier suche", so Jürgen Hänsel: "Ich hatte richtig Angst." Die Kontrolle endete mit seinem Hinauswurf und einem Hausverbot: Weil die Sicherheitskräfte überreagiert hätten, sagt Jürgen Hänsel. Auf dem Landratsamt sieht man das anders. Er habe den Kontrolleuren die Auskunft verweigert und ihnen den Vogel gezeigt. So schildert der private Sicherheitsdienst, was an dem Abend passiert sei. Kreissozialamtsleiter Gunter Süßer bezweifelt diese Darstellung nicht: "Der Dienst macht bei uns einen guten Eindruck." Aus der Unterkunft, die von der Firma seit einer Drogenrazzia im Februar überwacht wird, habe es keine Beschwerden gegeben. Jürgen Hänsel habe außerdem gegen die Hausordnung des Heims verstoßen: Er hatte seinen Besuch nicht angemeldet. Die Hausordnung selbst ist ebenfalls Ziel des Protests des Initiativkreises. "Mit solchen Regeln werden die Asylbewerber isoliert", sagt Eva Höfler-Haidle. Gunter Süßer widerspricht: "Die Hausordnung wird von uns durch das Flüchtlingsaufnahmegesetz gefordert", sagt er: "Wir wollen damit niemanden isolieren. Wenn man sich an die Regeln hält, gibt es keine Probleme." |