Südkurier 14.4.2000 Der Fall Sakiz heute vor Gericht Angst vor der Folter in türkischen Gefängnissen - Freiburger Verwaltungsgericht verhandelt Furtwangen (wt) Vor dem Freiburger Verwaltungsgericht geht es heute Nachmittag für die seit vielen Monaten im ökumenischen Kirchenasyl lebende Familie Sakiz um sehr viel: Verhandelt wird über deren Klage gegen den bislang abgelehnten Asylfolgeantrag. Vielleicht bezog sich Dieter Hildebrandt am Mittwoch in seiner Kabarettsendung "Scheibenwischer" sogar auf das bundesweit nicht zuletzt durch Walter Jens bekannt gewordene Schicksal der in Furtwangen lebenden Kurdenfamilie, als er sich fragte, was in einem zuständigen Bundesamt gedacht würde, das einen kurdischen Asylbewerber erneut ausweist, wenn dieser nachweislich nach seiner ersten Abschiebung in die Türkei gefoltert wurde. Nein zur Gewährung von Asyl in Deutschland hatte das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge zu Familie Sakiz gesagt. Psychologische Gutachten bestätigen jedoch Ali Sakiz dessen Glaubhaftigkeit in Bezug auf seine Schilderung, gefoltert worden zu sein. Sakiz gilt als traumatisiert und hat Angst vor erneuter Haft und Misshandlung bei einer erzwungenen Rückkehr in die Türkei. Die Wahrscheinlichkeit gilt als hoch, dass die türkischen Behörden Sakiz sofort in Gewahrsam nehmen würden. Schon alleine, weil der Kurde - abgesehen von seiner Geschichte im Heimatland - mit dem bundesweiten Bekanntwerden seines Falls die Türkei als Folterstaat darstellt und so nicht gerade das Ansehen jenes Staates hebt, der in die Europäische Union aufgenommen werden will. Dies könnte erst recht den Zorn der staatlichen Bestrafungsmaschinerie in Gang setzen. So ist Sakiz bei einer Rückkehr in sein Land doppelt gefährdet. Eine der Gegnerinnen unmenschlicher Abschiebepraxis ist die SPD-Bundestagsabgeordnete des Schwarzwald-Baar-Kreises, Christa Lörcher. Sie kennt die kurdische Familie Sakiz persönlich, hat mit den Kindern im Don Bosco-Heim gespielt, sich mit ihren Eltern lange unterhalten und ist davon überzeugt, dass Ali Sakiz weder sie noch andere belügt. "Es wäre eine große Katastrophe für die Familie, wenn nun in Freiburg gegen sie entschieden werden würde", so die Bundestagsabgeordnete am Montag dieser Woche gegenüber der Presse. "Hier sind Menschen bedroht, die in ein Land abgeschoben werden könnten, das die Menschenrechte mit Füßen tritt." Walter Jens bei seinem Besuch in Furtwangen im November 1999 Viele Menschen auch aus Furtwangen, die die Familie durch das bundesweit einmalige ökumenische Kirchenasyl kennengelernt haben, drücken Familie Sakiz heute die Daumen. Aber auch so bekannte Leute wie der Tübinger Schriftsteller und Rhetorikprofessor Walter Jens, der vor einem halben Jahr ebenfalls die Familie besuchte, oder eben Christa Lörcher. |