Frankfurter Rundschau 15.04.2000 Eurofighter bekommt zusätzlichen Schub Luft- und Raumfahrtriese EADS gründet mit Alenia neuen Militärflugzeughersteller ROM/MÜNCHEN (dpa/ap). Der künftige Luft- und Raumfahrtgigant European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) schließt ein Bündnis mit der italienischen Alenia zu einem der bedeutendsten Militärflugzeughersteller der Welt. Der Mischkonzern Finmeccanica, die Muttergesellschaft von Alenia, hat der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem Arbeitstitel Emac zugestimmt, das Anteile von je 50 Prozent für EADS und die italienische Gruppe vorsieht. Das neue Militärflugzeug-Konglomerat steht für einen Jahresumsatz von knapp fünf Milliarden Mark und beschäftigt 17 000 Menschen. Am Kampfflugzeugprojekt Eurofighter hält es künftig mit 62,5 Prozent die Mehrheit. Zum Produktionsprogramm wird auch der neue Airbus-Militärtransporter gehören. Damit hat EADS den Konkurrenten BAe Systems (früher British Aerospace) ausgestochen. Die Briten wollten sich ebenfalls mit Alenia verbünden, um im europäischen Markt für Kampfflugzeuge ihre führende Stellung zu untermauern. Beim Ringen um Alenia ging es vor allem um die Dominanz beim Eurofighter. Die Produktionsanteile für das Jagdflugzeug lagen bislang zu rund 37 Prozent bei BAe Systems, zu 19,5 Prozent bei Alenia und zu 43 Prozent bei EADS. Auch beim Tornado dominieren die neuen Partner mit 57,5 Prozent. Frankreich war bislang nicht am Eurofighter beteiligt, da es mit der Rafale über ein eigenes Kampfflugzeugprogramm verfügt. Die Münchner Daimler-Chrysler-Tochter Dasa hatte im vergangenen Jahres mit der französischen Aerospatiale Matra und der spanischen Casa ihre Allianz zum drittgrößten Luft- und Raumfahrtkonzern der Welt, EADS, bekannt gegeben. Der EADS-Verbund erwirtschaftet mit knapp 100 000 Beschäftigten Erlöse von 42 Milliarden Mark. Die europäischen Kartellwächter müssen dem Zusammenschluss noch zustimmen. Bereits im Sommer soll ein Teil des Unternehmens an die Börse gebracht werden. Um Alenia für die Zusammenarbeit zu gewinnen, haben die EADS-Partner für den italienischen Hersteller auch eine fünfprozentige Beteiligung an der geplanten schlagkräftigen Airbus-Gesellschaft vorgesehen, die den bisherigen lockeren Verbund ablösen soll. EADS hält am Airbus-Konsortium 80 Prozent, BAe Systems die restlichen 20 Prozent. Außerdem erhält Alenia von dem deutsch-französisch-spanischen Verbund das Angebot, mit zehn Prozent Entwicklungs- und Finanzierungspartner beim geplanten Airbus-Großraumflugzeug A 3xx zu werden. Ein kompletter Beitritt von Alenia bei der EADS ist nicht beabsichtigt. Die Finmeccanica-Tochter mit zuletzt umgerechnet knapp sieben Milliarden Mark Erlösen und 26 800 Beschäftigten ist in zahlreiche europäischen Kooperationen, beispielsweise im Satelliten- und Raketengeschäft, eingebunden und baut gemeinsam mit Aerospatiale Matra bereits die Regionalflugzeugserie ATR. Der künftige Co-Chef von EADS, Rainer Hertrich, unterstrich in Rom, "mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens stärken wir Europas Position im Militärflugzeugbau und verbessern die Voraussetzungen für transatlantische Kooperationen". Die Partner rechneten mit profitablem Wachstum auf einem weltweiten Markt, der ein Gesamtvolumen von mehr als 500 Milliarden Mark in den nächsten zehn Jahren aufweisen dürfte. Einer der wichtigsten Kunden dürften die Nato-Staaten werden. Die Mitglieder des westlichen Verteidigungsbündnisses wollen vom Jahr 2002 an 620 Eurofighter kaufen. Ein erstes Los über 148 Maschinen ist bereits fest bestellt. Weitere 60 Maschinen für zehn Milliarden Mark will Griechenland in Auftrag geben. |