HANDELSBLATT 26.4.2000

Ministerpräsidenten von Australien und Neuseeland nehmen an Feierlichkeiten auf türkischer Halbinsel Gelibolu teil

Tausende gedenken historischer Schlacht im Ersten Weltkrieg

ap CANAKKALE/TÜRKEI. Die Regierungschefs von Australien und Neuseeland haben gemeinsam mit rund 10 000 Menschen am Dienstag auf der türkischen Halbinsel Gelibolu der Toten einer der blutigsten Schlachten im Ersten Weltkrieg gedacht. 85 Jahre nachdem australische und neuseeländische Soldaten am 25. April 1915 in der Anzac-Bucht auf der türkischen Gelibolu-Halbinsel gelandet waren, wurde mit einer Schweigeminute und Ehrengarden an die hunderttausenden Toten erinnert. Neben dem australischen Ministerpräsidenten John Howard und der neuseeländischen Ministerpräsidentin Helen Clark nahm auch der türkische Forstminister Nami Cagan an der Zeremonie teil.

Die türkische Nachrichtenagentur Anatolia zitierte Clark mit den Worten, dass man angesichts des Leids die Entschlossenheit darauf richten müsse, kommende Generationen vor dem Terror des Krieges zu bewahren. Zu der Andacht waren vor allem Jugendliche aus Australien und Neuseeland angereist. Viele von ihnen hatten die Nacht im Freien verbracht.

Die australischen und neuseeländischen Freiwilligen formten das Rückgrat der 200 000 Mann starken Armee unter britischer Führung, die 1915 auf Gelibolu landete. Ziel der Truppen war die Einnahme des 290 Kilometer entfernt liegenden Istanbuls und die Öffnung der türkischen Wasserstraßen zu Russland. Insgesamt eine Mill. Soldaten kämpften unter britischer Führung neun Monate lang gegen die Türken, jedoch ohne Erfolg.

Auf Seiten der Angreifer wurden 55 000 Soldaten getötet, 10 000 wurden vermisst und 21 000 starben an Krankheiten, vor allem an Ruhr. Die Verluste auf türkischer Seite werden auf 250 000 Mann geschätzt. Das Osmanische Reich war im Ersten Weltkrieg mit dem deutschen Kaiserreich und Österreich verbündet. Der einzige türkische Sieg im Ersten Weltkrieg begründete auch den Ruhm von Mustafa Kemal Atatürk, der nach dem Ende des Osmanischen Reiches die Türkische Republik gründete.