HANDELSBLATT 28.4.2000

Konservative Justiz setzt Präsident Chatami unter Druck

Zwei weitere Reform-Zeitungen im Iran verboten

Reuters TEHERAN. Im Iran sind am Donnerstag erneut zwei Zeitungen der Reformbewegung verboten worden. Zu den Zeitungen gehöre auch die Zeitung "Moscharekat", die vom Bruder des als gemäßigt geltenden Präsidenten Mohammad Chatami, Resa Chatami, herausgegeben wird, meldete die amtliche Nachrichtenagentur IRNA. Erst Anfang der Woche hatte die konservative Justiz des Landes mehr als ein Dutzend Reformblätter verboten, weil diese Material veröffentlicht hätten, das den Islam und die Islamische Revolution verunglimpfte. Die Verbote hatten im Iran zu Protesten geführt. Die Reformbewegung betrachtet die Verbote als Versuch, sie mundtot zu machen.

Im Iran tobt seit der Wahl Chatamis 1997 ein Machtkampf zwischen den ihn unterstützenden Reformern und den Konservativen, die vom geistlichen Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, angeführt werden. Die Reformer hatten bei den Parlamentswahlen im Februar einen deutlichen Sieg errungen. Inzwischen sind jedoch in mehreren Wahlkreisen die Ergebnisse annulliert worden. Die Reformer befürchten, dass sie dadurch um die Mehrheit im Parlament gebracht werden sollen.