Freie Presse, 9.5.2000

Iranische Reformer fordern Konservative heraus

Die reformorientierten Kräfte in Iran haben am Montag eine neue Tageszeitung herausgebracht. Damit forderten sie die vom islamisch-fundamentalistischen Lager beherrschte Justiz heraus, die in jüngster Zeit 16 Publikationen der Reformer verboten hatte. Die neue Zeitung steht dem reformorientierten Staatspräsidenten Mohammed Chatami nahe. Leiter des Blattes mit dem Titel "Bahar" ist der Direktor von Chatamis Pressebüro, Said Pur Asisi. Zur Redaktion der Zeitung gehören ehemalige Mitarbeiter von "Sobh-e-emrus", ein von den Schließungen betroffenes Blatt. Die Titelseite der neuen Zeitung schmückt eine Zeichnung, in der mehrere verbotene Blätter als Regentropfen dargestellt werden, die dem Frühling zum Durchbruch verhelfen. Außerdem sind ein Foto und eine Erklärung von Said Hadscharian abgedruckt, dem früheren Leiter von "Sobh-e-emrus" und Berater Chatamis.

Hadscharian, auf den am 12. März ein Anschlag verübt worden war, schrieb in seiner Erklärung, das Verbot der Zeitungen sei wie das Verbrennen von Pflanzen, nicht wie das Ausreißen von Unkraut.

(AFP)