Süddeutsche Zeitung, 15.5.2000 Neun "Katjuscha"-Raketen auf ein Wohnviertel gefeuert Kind stirbt bei Anschlag auf Bagdad Irakische Opposition wollte Palast Saddam Husseins treffen Bagdad (AFP/Reuters) - Die irakische Opposition hat am Samstag einen Raketenangriff auf Bagdad verübt. Ziel sei der Palast von Präsident Saddam Hussein gewesen, sagte ein Sprecher der aus dem iranischen Exil agierenden Oppositionsgruppe "Oberster Rat für die Islamische Revolution" (SCIRI) in Kuwait. SCIRI-Kämpfer hätten neun Katjuscha-Raketen auf das Gebäude abgefeuert. Nach einer Meldung der amtlichen irakischen Nachrichtenagentur INA starb bei dem Anschlag ein Kleinkind; vier Menschen wurden verletzt. Die irakische Nachrichtenagentur INA berichtete, die von einem Raketenwerfer abgefeuerten Geschosse seien im Stadtteil El Karch eingeschlagen. SCIRI bezeichnete den Angriff als Vergeltung für die "Gräueltaten" von Saddam Hussein gegen die Schiiten in Irak. Ein ranghohes SCIRI-Mitglied warf der irakischen Führung vor, sie sei im April in der Stadt Kerbala brutal gegen eine Versammlung von Schiiten vorgegangen. Die Schiiten machen 55 Prozent der 22 Millionen Iraker aus, sind aber an der Staatsspitze kaum vertreten. Die Bevölkerungsgruppe stellt nach Ansicht Saddam Husseins eine Gefahr für sein Regime dar. Ein Sprecher des Innenministeriums machte die iranische Führung für den Anschlag verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Journalisten wurden zu dem zerstörten Haus der Familie Hamid geführt. Der Vater des Mädchens sagte, er habe nach den Einschlägen Trümmer auf dem Bett seiner Tochter gesehen. Als er ihr zur Hilfe kommen wollte, sei sie schon tot gewesen. Bereits Anfang Mai waren bei einem Raketenangriff auf ein Bagdader Wohngebiet acht Zivilisten verletzt worden. Auch dafür hatten die irakischen Behörden Iran verantwortlich gemacht. Terroranschläge auch in Iran Auch in Iran wurden bei mehreren Sprengstoffanschlägen am Samstagabend viele Menschen verletzt. Die Explosionen hätten sich in einem dicht besiedelten Teil der Stadt Kermanschah nahe der irakischen Grenze ereignet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA. Die Polizei riegelte den Bezirk ab und leitete Ermittlungen ein. Die bewaffnete Oppositionsbewegung Volksmudschahedin, die von Irak aus operiert, bekannte sich in einem Schreiben zu den Anschlägen. Demnach galten die Mörserangriffe dem Hauptquartier der Sicherheitskräfte für Aufstandsbekämpfung in der Provinz Kermanschah. Nach Angaben der Volksmudschahedin gab es bei den Anschlägen auch Tote.
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