web de 16.05.2000 11:24 Friedensbemühungen in Nahost von Ausschreitungen überschattet Ramallah (AP) Überschattet von den schwersten Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten seit zwei Jahren hat der US-Gesandte Dennis Ross seine Friedensbemühungen wieder aufgenommen. Er wollte am Dienstag in Ramallah zunächst den palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat treffen. Die israelischen Streitkräfte warfen der Autonomiebehörde vor, die Proteste organisiert und dann die Kontrolle verloren zu haben. Die Palästinenser schrieben die Ausschreitungen des Vortags dagegen der Frustration über den schleppenden Gang der Friedensverhandlungen und mangelnden Zugeständnissen bei der Freilassung von Gefangenen vor. Drei Palästinenser waren bei den Unruhen anlässlich des Jahrestags der Unabhängigkeit Israels getötet worden. Hunderte Demonstranten bedrängten nach israelischen Militärangaben am Montagabend die jüdische Siedlung Josephs Grab in der Stadt Nablus im Westjordanland. Zwei Palästinenser hätten die Absperrung durchbrochen und einen israelischen Grenzpolizisten verwundet. Ein anderer Polizist habe das Feuer erwidert und einen Palästinenser erschossen, berichtete der Kommandeur der israelischen Streitkräfte im Westjordanland, Generalmajor Mosche Jaalon. Insgesamt wurden am Montag mindestens 320 Palästinenser und 15 israelische Soldaten verletzt. Das Exekutivkomitee der PLO äußerte am Dienstag Stolz über die Volksbewegung, die alle palästinensischen Gebiete und die Flüchtlingslager erfasst habe. Die Behörden betonten aber, sie hätten die Proteste nicht organisiert. Ungeachtet der Gewalt setzten Israelis und Palästinenser ihre Verhandlungen über den Entwurf eines Friedensabkommens fort. Es habe in dieser Woche in Stockholm Geheimgespräche im Beisein von US-Vermittler Ross gegeben, hieß es in palästinensischen Kreisen. Israels Sicherheitsminister Schlomo Ben-Ami sagte im Armeeradio, die Zeit dränge. Der Zeitplan sei eng an die ablaufende Amtszeit von US-Präsident Bill Clinton gebunden. Dessen Regierung könne ungefähr noch ein oder zwei Monate effektiv arbeiten. Der endgültige Friedensvertrag soll im September vorliegen. Zunächst war unklar, ob der US-Vermittler Ross am Dienstag auch Israels Ministerpräsidenten Ehud Barak treffen würde. Das israelische Parlament hatte am Montag Baraks Plan zur Übergabe von drei Jerusalemer Vororten an die Palästinenser zugestimmt und eine Regierungskrise damit vorerst abgewendet.
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