Frankfurter Rundschau, 18.5.2000 Deutsch-türkischer Chat Internet-Anbieter "Vaybee.de" will Forum für Türken bieten Von Canan Topçu Das Internet ist um eine "Community" reicher. Vaybee.de nennt sich die virtuelle Gemeinschaft, die vor kurzem ans Netz gegangen ist. Der Name ist dem Türkischen entnommen: "Vay be" ist ein oft benutzter Ausruf des Staunens. "Willkommen bei Vaybee, der ersten türkischen Community im Internet auf Deutsch und Türkisch", wird der Besucher begrüßt. Auf der Startseite lässt sich per Mausklick die Sprache wechseln, sind die Texte wahlweise auf Türkisch oder Deutsch zu lesen. Hinter der Idee mit der virtuellen türkischen Community stecken vier Köpfe: Die drei Brüder Kulmaç und ihr Schwager Ufuk Senay. Die Marktlücke entdeckte Hasim Kulmaç im Sommer vergangenen Jahres. "Ich bin privat viel im Internet gesurft und habe dabei festgestellt, dass kein spezielles Angebot für Türken vorhanden ist", sagt der 30-Jährige. Mit seinen Brüdern und dem Schwager entwickelte der Betriebswirt ein Konzept und fand Geldgeber, die Frankfurter IVC Venture Capital AG. Im Januar gründeten die Jungunternehmer die Internet-Firma. Wie hoch das Startkapital war, will Hasim Kulmaç allerdings nicht verraten. Für die Ausstattung eines 430 Quadratmeter großen Büros mit 25 Computern habe es gereicht: "Bei den Rechnern haben wir natürlich nicht gespart, bei den Möbeln schon". Ein Team von 15 Mitarbeitern beschäftigt sich derzeit in den Kölner Redaktionsräumen mit dem Aufbau der Seiten und Links. Klar definiert ist die Zielgruppe von Vaybee.de: In der Bundesrepublik lebende Türken und Deutsche, die sich für türkische Kultur und Lebensart interessieren. Noch ist das Angebot auf den Internet-Seiten mager. Die Rubriken Lifestyle, Sport, Szene, Familie, Wirtschaft, Entertainment, Fitness & Wellness und Tagesaktuelle News sind lediglich mit Beispiel-Texten gefüllt. Es gebe noch einige "technische Hürden", die jedoch in den nächsten Tagen aus dem Weg geräumt würden, heißt es dazu. Gut besucht werden schon jetzt die Chat-Foren. Gewählt werden kann zwischen Vaybee-talk, Café und "Geyik" (auf deutsch: Elch). Für Nicht-Insider: "Geyik-Muhabbeti" heißt es im Türkischen, wenn sich Männern über Frauen unterhalten. Hauptsächlich gehe es Vaybee um die Kommunikation der Türken untereinander, erklärt Hasim Kulmaç. Während im "Board" Informationen ausgetauscht werden - hier geben die Nutzer unter anderem Kleinanzeigen und Tauschangebote auf - kann im "Forum" über aktuelle Themen geplaudert werden. Zudem will Vaybee.de über Ereignisse informieren, die für die türkische Gesellschaft in der Bundesrepublik wichtig sind. Nachrichten sollen über deutsche und türkische Presseagenturen bezogen werden. "Vaybee.de wird sich innerhalb kürzester Zeit zur besten Informationsquelle für Türkei-Interessierte entwickeln", verspricht Ufuk Senay. Finanziert werden soll das Projekt langfristig über Sponsoren und Werbeeinnahmen - die Gründer hoffen auf deutsche und türkische Kunden. Vaybee.de versteht sich also als ein weiteres Medium für Ethno-Marketing. Außerdem wollen die jungen Geschäftsmänner in den elektronischen Handel einsteigen und im Internet türkische Produkte wie CDs und Bücher anbieten, die auf dem deutschen Markt nicht erhältlich sind. Die Unternehmensgründer vertrauen auch auf Untersuchungen, die belegen, dass die Nachkommen der Gastarbeitergeneration konsumfreudig und kaufkräftig sind. Dass es tatsächlich diese Zielgruppe - die junge Generation der Deutsch-Türken - ist, die Vaybee.de besucht, lässt sich der Art der Online-Kommunikation entnehmen. Die Chatter wechseln mitten im Satz zwischen den beiden Sprachen, beantworten türkisch gestellte Fragen auf Deutsch und umgekehrt. In der virtuellen Gemeinschaft zumindest fühlen sich die jungen Deutsch-Türken verstanden.
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