taz Berlin 25.5.2000 abschiebeknäste Hungerstreiks sind an der Tagesordnung In den beiden Abschiebegefängnissen in der Tiergartener Kruppstraße und in Köpenick kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu zahlreichen Hungerstreiks. Mehrere Ukrainerinnen hatten vor zwei Monaten über 50 Tage gehungert. Seit einer Woche sind es in Grünau nach Angaben der Bündnisgrünen wieder dreizehn Inhaftierte, die die Nahrung verweigern. Ein weiterer Fall erregte Aufsehen: Ein minderjähriger Tamilie wurde vor anderthalb Monaten nach drei Wochen Aufenthalt lediglich mit einem Zettel in der Hand entlassen. Darauf stand, dass er sich bei der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (ZAA) am Friedrich-Krause-Ufer melden solle. Seitdem ist der Junge verschwunden. Nach Angaben von Flüchtlingsorganisation, der PDS und den Grünen soll der Junge erst 12 Jahre alt gewesen sein. Die Innenverwaltung geht jedoch davon aus, dass der Betroffene deutlich älter als 14 ist. Es bestehe keine Veranlassung für die Ausländerbehörde, nach der Entlassung für eine kind- oder jugendgerechte Betreuung zu sorgen, heißt es. Sich ein Bild über die Situation in den Knästen zu verschaffen, ist schwierig: Journalisten haben grundsätzlich keinen Zutritt. Abgeordnete dürfen in die Häuser, wenn sie einen Antrag bei der Innenverwaltung stellen. Normale Besucher können mit Häftlingen nur in einem speziellen Raum hinter einer Glasscheibe kommunizieren, haben aber keinen Zutritt zu den Zellen. Die Abschiebeplätze wurden in den vergangenen zehn Jahren in Berlin mehr als verdoppelt. 1992 waren es 180, heute sind es 490. Laut Innenverwaltung sind sie derzeit zu 70 Prozent ausgelastet. |