Rhein-Neckar-Zeitung, 25.5.2000 "Angst hab ich schon..." Die Kurdin Neshe war gestern beim Schul-Jubiläum mit dabei Kaz. "Neshe? Die hab ich doch vorhin da unten sitzen sehen ..." sagt eine Schülerin der Willy-Hellpach-Schule, wo unter anderem Zahnarzthelferinnen ihre theoretische Ausbildung erhalten. Zum Schul-Jubiläum stellen sie ihre Arbeit mit aufwendig gestalteten Schautafeln und mit einem Buffet vor, auf dem das steht, was der " Zahngesundheit" dient. An einem der Informationsstände hat die RNZ-Fotografin am Vormittag eben auch Neshe entdeckt und sie fotografiert. "Meine Ausbildung macht mir unheimlich viel Spaß", wird sie nach ihrer Rückkehr von der Pause im Schulhof der RNZ erzählen. Und auch, dass sie in der Praxis in Sandhausen, in der sie arbeitet, einen "total netten Chef" habe. "Junge Türkin brutal abgeschoben" lautete die Schlagzeile, unter der die RNZ am 10. Juli 1997 erstmals über das Schicksal des damals gerade 16-jahrigen kurdischen Mädchens Fena Özmen berichtete. Es folgten zahlreiche weitere Artikel über die Bemühungen für Neshe (wie sie im Freundeskreis genannt wird), ein Bleiberecht in Deutschland zu erwirken. Wenigstens solange, bis sie die vor ihr angestrebte Ausbildung als Zahnarzthelferin abgeschlossen habe. Nach doch erfolgter Abschiebung und Wiedereinreise als Gast für drei Monate dann am 7. September die überraschende Nachricht, Neshe habe geheiratet und dürfe deshalb mindestens bis Jahresmitte 2001 in Deutschland bleiben. Die jüngste Entwicklung ist hinlänglich bekannt. Die Behörden überprüfen nun, ob die 19-Jährige eine Scheinehe eingegangen ist. Wobei der in Stuttgart lebende Ehemann der Kurdin (im übrigen ihr Cousin) den Stein selbst ins Rollen gebracht hatte. . Das war Ende April dieses Jahres, und Neshe war daraufhin aufgefordert worden, sich innerhalb von 14 Tagen schriftlich über ihre Lebensumstände zu äußern. Hat sie das getan und in welcher Form, wollen wir von ihr wissen. Doch sie halt sich bedeckt und meint nur "Das macht alles mein Anwalt. Er hat meine Vollmacht. Ich kenne mich mit den rechtlichen Dingen nämlich gar nicht aus..." Auf die Frage: "Wie ist denn nun das Verhältnis zu Ihrem Ehemann?" wendet sie sich ab mit dem Hinweis, dazu wolle sie lieber gar nichts sagen. Außerdem müsse sie den anderen jetzt beim Aufräumen helfen. Nur lobende Worte hat Neshes Lehrerin für sie. Sie sagt gegenüber der RNZ, Neshe sei Schülerin im. ersten Lehrjahr, am Unterricht sehr interessiert und in der Klasse äußerst beliebt. Drei Jahre dauert im übrigen die Ausbildung. Wobei eine Aufenthaltserlaubnis zum Zwecke der Ausbildung möglich, aber weit schwieriger zu erhalten ist als durch Heirat. "Ich habe schon Angst..." gesteht Neshe schließlich und fügt hinzu: "Schließlich habe ich das alles schon mal mitgemacht." Dann aber mischt sie sich wieder unter ihre Klassenkameradinnen und sieht aus, als versuche sie, fröhlich zu sein. |