web de 29.05.2000 17:44 UN warnen vor Explosion der Spannungen an der Grenze zu Israel - Abendmeldung Hisbollah um Beruhigung der Region bemüht - Israelische Armee sprengt größten Vorposten Kfar Kila (AP) Die spannungsgeladene Situation an der israelisch-libanesischen Grenze kann nach Befürchtung der Vereinten Nationen jederzeit außer Kontrolle geraten. «Diese Grenzzwischenfälle können allzu leicht einen internationalen Charakter annehmen», warnte am Montag UN-Sonderbotschafter Terje-Roed Larsen nach einem Gespräch mit dem libanesischen Regierungschef Salim Hoss. Am Sonntag waren zwei Libanesen und ein Palästinenser bei Ausschreitungen am Grenzübergang Kfar Kila von israelischen Soldaten verwundet worden. Am Montag hatte sich die Lage nach den tagelangen Unruhen seit dem israelischen Rückzug aus Südlibanon an der Grenze wieder etwas entspannt. Die radikalislamische Hisbollah-Miliz sperrte auf libanesischer Seite der Grenze die Zufahrt zu Kfar Kila mit Betonblöcken und rief die Menschen auf, keine Steine auf den israelischen Grenzposten zu werfen. Hisbollah-Führer Scheich Hassan Nasrallah kündigte unterdessen an, seine Kämpfer würden ihre Waffen behalten, um sich gegen die «alltägliche Bedrohung aus Israel» zur Wehr setzen zu können. Die Angriffe gegen den jüdischen Staat würden weitergehen, wenn sich die israelische Armee nicht von den umstrittenen Chebaa-Gehöften zurückziehe. Nach israelischer Auffassung liegen die Gehöfte zu 90 Prozent auf dem eigenem Territorium. Nach Angaben Larsens haben die UN inzwischen offiziell den israelischen Rückzug bestätigt. Die Verifizierung des Grenzverlaufs sei noch nicht abgeschlossen. Ein Hubschrauber der Vereinten Nationen kontrollierte die Region aus der Luft. «Das Auge Galiläas» Die israelischen Streitkräfte sprengten unterdessen in einer der letzten Rückzugsphasen ihren größten Vorposten an der Grenze. Der Stützpunkt Tsiporen lag auf einem Hügel rund 100 Meter nördlich der Grenze und war wegen seines günstigen Ausblicks über die beanspruchte Sicherheitszone in Südlibanon als «das Auge Galiläas» bekannt. Nach Militärangaben soll der Stützpunkt an einem neuen Standort an der international anerkannten Grenze neu errichtet werden. In dem libanesischen Küstenort Naqkura wurden nach UN-Angaben am Sonntag 14 ehemalige Kämpfer der früher mit Israel verbündeten und inzwischen aufgelösten Miliz Südlibanesische Armee (SLA) wegen Kollaboration festgenommen. Die Männer waren kurz zuvor in ihre Heimat zurückgekehrt, nachdem sie im Anschluss an den israelischen Rückzug aus Angst vor Vergeltungsschlägen der Hisbollah nach Israel geflohen waren. Wie UN-Sprecher Timur Göksel mitteilte, übergab die UN-Schutztruppe UNIFIL die Festgenommenen dem libanesischen Geheimdienst, der sie anschließend nach Beirut gebracht. Die Männer waren in Begleitung von sieben Frauen und neun Kindern, die alle freigelassen wurden. In dem Dorf Rmaisch gab es am Sonntag unter der christlichen Bevölkerung Südlibanons ein erstes Todesopfer seit dem israelischen Rückzug. Der Mann wurde von einem Hisbollah-Kämpfer erschossen. Die libanesische Polizei erklärte, es habe sich um einen privaten Zwischenfall ohne politischen Hintergrund gehandelt.
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