Frankfurter Rundschau, 3.6.2000 Togoerin floh durchs Fenster Menschenrechtler rügen Abschiebeversuch in Ludwigshafen Von Dieter Balle LUDWIGSHAFEN, 2. Juni. Durch einen Sprung aus dem Fenster hat sich eine Asylbewerberin der Abschiebung nach Togo entzogen und ist untergetaucht. In der Ludwigshafener Wohnung blieben ihre drei minderjährigen Kinder zurück, die in ein Kinderheim gebracht wurden. Bereits vor wenigen Wochen war der Ehemann und Vater der Kinder abgeschoben worden. Wie ein Sprecher der Ludwigshafener Polizei auf Anfrage mitteilte, hatte die Frau am Montag schon einmal versucht, sich durch Flucht der Abschiebung zu entziehen. Kurze Zeit darauf habe sie einer Kollegin "auf die Nase geschlagen" und sei erneut geflüchtet. Die "Antirassistische Initiative Mannheim" kritisierte den Abschiebeversuch aufgrund der miserablen Menschenrechtslage in Togo als "rechtswidrig und inhuman". Auch leide das jüngste Kind der Familie an einer chronischen Atemwegserkrankung, deren medizinische Versorgung in Togo nicht garantiert werden könne. Die Stadt Ludwigshafen sei ihrer Fürsorgepflicht nicht nachgekommen. Man sei offenbar zu der Praxis übergegangen, zuerst einen Mann abzuschieben und danach seine Familie massiv unter Druck zu setzen. Für das erkrankte Kind wurde inzwischen ein Asylantrag gestellt. Der Leiter des Ludwigshafener Ordnungsamtes sagte der FR, solange über den Asylantrag nicht entschieden sei, werde man keine Abschiebung vornehmen. Kirchenasyl für junge Kurden Die Tatsache, dass bereits zwei Cousins der Betroffenen unter dubiosen Umständen während der Ableistung des Militärdienst in der Türkei ums Leben kamen, hat die Protestantische Kirchengemeinde in Hassloch bewogen, dem 18-jährigen Kurden Mehmet Orak und seiner Schwester Raime (21) Kirchenasyl zu gewähren. Die Gemeinde sei sich sicher, dass beiden Gefahr für Leib und Leben drohen würde, insbesondere im Falle einer Einziehung Mehmets zum Wehrdienst, hieß es.
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