DER STANDARD (A), 6. Juni 2000, Lehrstück der Geschichte Katharina Krawagna-Pfeifer Das sei wie eine verschleppte Krankheit, "die bricht auch immer wieder auf", sagt der grüne Abgeordnete Peter Pilz. Er hat sich wie kein anderer mit der Affäre nach der Ermordung von drei Kurden in Wien-Landstraße vor elf Jahren befasst. Sein Buch mit dem Titel "Eskorte nach Teheran" schildert minutiös, wie eine willfährige Exekutive, eine opportunistische Politik und eine um ihre "guten Kontakte" zum Iran besorgte Diplomatie die Vorkommnisse des Jahres 1989 zugedeckt haben. Die drei Täter konnten aufgrund des perfekten Zusammenspiels der heimischen staatlichen Instanzen das Land verlassen, einer wurde sogar mit Polizeieskorte zum Flughafen geführt. Eine Hinrichtung, ausgeführt von einem professionellen Killerkommando aus dem Iran, wurde aus so genannter "Staatsräson" vertuscht. Hauptdarsteller des österreichischen Trauerspiels um mangelnde Moral und verbogenes Rückgrat waren der frühere Außenminister Alois Mock sowie der frühere Generalsekretär im Außenamt und derzeitige Bundespräsident Thomas Klestil. Nebendarsteller waren die Sozialdemokraten, die aus Gründen der Koalitionsräson nicht einmal nach dem Mykonos-Urteil 1992 einem Untersuchungsausschuss zugestimmt haben. Obwohl das Berliner Gericht vor acht Jahren offiziell festgestellt hat, dass nicht nur die Morde in dem Berliner Restaurant, sondern auch jene in Wien von der iranischen Staatsführung angeordnet worden sind. Nun gibt es neuerlich einen Hinweis auf die wahren Hintergründe der Wiener Morde. Man darf gespannt sein, ob sich jetzt eine Mehrheit im österreichischen Parlament auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses findet. Vor allem die Haltung der FPÖ, die seinerzeit vehement für einen Ausschuss war, ist von besonderem Interesse.
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