Frankfurter Rundschau, 6.6.2000 Nur kurze Schonfrist für archäologische Schätze ISTANBUL, 5. Juni (dpa/aud). Der von einem Stausee bedrohte Ausgrabungsort Zeugma im kurdischen Südosten der Türkei hat eine kurze Schonfrist bekommen. Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer setzt sich dafür ein, dass die Archäologen noch zehn Tage länger Zeit bekommen, um die wertvollen Mosaike und Fresken vor den Fluten in Sicherheit zu bringen. Das berichtete die türkische Zeitung Hürriyet am Montag. In dem Gebiet nahe der syrischen Grenze lag vor 2000 Jahren die Legionärsstadt Zeugma. Dort spannte sich damals die erste und einzige Brücke über den Euphrat. Der Birecik-Staudamm ist Teil des Südostanatolien-Projektes (Gap) mit insgesamt 22 Dämmen und 19 Kraftwerken. Das Projekt dient zur Stromerzeugung und für die Landwirtschaft. In Berlin protestierten Menschenrechts- und Umweltgruppen gegen deutsche Hermes-Kredite für die Staudämme. "Ein ganzes Weltkulturerbe ist bereits unter diesen Fluten rettungslos vergangen", klagt Hans Branscheidt von medico international (Frankfurt). Er vergleicht Zeugma mit Ephesus und Pompeji. Auch würden für Gap 36 000 Kurden vertrieben "ohne Entschädigung, ohne Umsiedlungsplan, mit fast keinem Zugang zum Rechtsweg".
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