Neues Volksblatt (A), 6.6.2000 Iranischer Ex-Minister: Ich bin Wiener Kurdenmörder! WASHINGTON/WIEN - Ein in die Türkei geflohener Iraner hat im US-Fernsehsender CBS zugegeben, im Juli 1989 mit zwei Komplizen in Wien den iranischen Kurdenführer Abdul Rahman Ghassemlou erschossen zu haben. Der Iraner namens Ahmad Behbahani, der nach eigenen Angaben als stellvertretender Geheimdienstminister terroristische Aktivitäten koordinierte, empfing nach Angaben des US-Senders die CBS-Reporterin mit den Worten: "Sie könnten eine Attentäterin sein. Ich habe mich persönlich als Journalist ausgegeben, als ich Ghassemlou in Wien tötete. Ghassemlou, Chef der Kurdischen Demokratischen Partei, sein Stellvertreter Abdullah Ghaderi-Azar und der in Österreich eingebürgerte Kurde Fadel Rasoul waren am 13. Juli 1989 in Wien ermordet worden. Tatverdächtig waren drei Iraner, die teils in der iranischen Botschaft Unterschlupf fanden und ausreisen bzw. fliehen konnten. Der Name Ahmad Behbahani tauchte damals in den Ermittlungen nicht auf. Es ist nicht klar, ob Behbahani damals unter anderem Namen tätig war oder als weitere Person in den Anschlag verwickelt gewesen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft Wien nimmt Medienberichte zum Anlass für neuerliche Nachforschungen. Der Grüne Abgeordnete Peter Pilz kündigte an, demnächst einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu beantragen. Iran steckt auch hinter Lockerbie-Anschlag In Paris bestätigte der iranische Ex-Präsident Abolhassan Bani-Sadr, dass Behbahani vor zwei Monaten den Iran verlassen und in der Türkei Unterschlupf gefunden habe. Er habe mit ihm über zahlreiche Aktionen, auch politische Morde, gesprochen. Bani-Sadr sagte, die türkischen Behörden hätten Behbahani und einen zweiten Geheimdienstmann versteckt. Behbahani bekannte sich in dem CBS-Interview auch zum Anschlag auf einen PanAm-Jet über dem schottischen Dorf Lockerbie (270 Tote) und die Ermordung von 19 US-Soldaten in Saudi-Arabien 1996. Er habe dafür gesorgt, dass ein palästinensischer Terrorist an Bord des PanAm-Jumbos gewesen sei und zwei Libyer für den Auftrag ausgebildet und eingesetzt worden seien.
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