Neues Volksblatt (A), 6.6.2000 Mord und Politik Die Aussagen des früheren iranischen Vize-Ministers Behbahani bergen immensen politischen Zündstoff, obwohl sie - wie alles, was aus der Welt der Geheimdienste kommt - zunächst mit Vorsicht zu genießen sind. Doch schon der Versuch, den Wahrheitsgehalt der mörderischen Geständnisse festzustellen, wird diplomatische Verwicklungen provozieren. Handelt Österreich dieses Mal energischer als nach den Kurdenmorden 1989, wird eine Konfrontation mit Teheran nicht zu vermeiden sein. Und wenn Islamisten zornig sind, kann es gefährlich werden. Nicht minder heikel ist die Angelegenheit für die USA. Die Wiener Kurdenmorde erwähnte Bebahani ja eher beiläufig, hauptsächlich ging es um die iranische Urheberschaft für den Lockerbie-Anschlag. Wollte die US-Regierung dieser Spur ebenso eifrig nachgehen, wie sie dies gegenüber Libyen getan hat, riskiert Washington nicht nur neuen Zoff mit Teheran, sondern auch mit dem Nato-Partner Türkei. Denn die türkischen Behörden gewähren dem Terrordrahtzieher Bebahani offenbar Unterschlupf. Man darf also gespannt sein, ob in Ankara demnächst Auslieferungsanträge aus Wien und Washington einlangen. Oder sind übergeordnete politische Interessen doch wichtiger als die Aufklärung schrecklicher Verbrechen?
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