Kurier (A), 7.6.2000 "Zu jung für Lockerbie-Attentat" Die USA zweifeln Glaubwürdigkeit des iranischen Überläufers stark an ie USA haben die Berichte eines iranischen Überläufers über die Verwicklung Teherans in den Bombenanschlag von Lockerbie zurückgewiesen. Die Beweise, dass Libyen hinter dem Attentat von 1988 stand, seien handfest, betonte Außenamtssprecher Philip Reeker. Man habe starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit des 32-jährigen Iraners, der sich Ahmad Behbahani nennt und sich als ehemaliger iranischer Vize-Geheimdienst-Minister bezeichnet. Washington verwies darauf, dass der Geflohene zum Zeitpunkt des Attentats von Lockerbie erst 20 Jahre alt und damit zu jung für eine derartige Aktion gewesen sei. Die USA reagierten damit auf ein Interview des Senders CBS mit dem angeblichen Geheimdienstler. Dieser gab darin an, ein Jahrzehnt lang iranische Terroraktionen im Ausland koordiniert zu haben. Er behauptete, dass nicht Libyen, sondern der Iran hinter dem Bombenanschlag über dem schottischen Lockerbie gestanden sei. Auch nannte er Details über weitere Terroraktivitäten: So gab er an, für den Mord an drei führenden Kurden in Wien 1989 verantwortlich gewesen zu sein. Behbahani wurde am Montag von türkischen und amerikanischen Geheimdienstagenten verhört. Der türkische Geheimdienst erklärte, der angebliche Agent sei Anfang März illegal in die Türkei eingereist und habe sich um Asyl in den USA beworben. Washington gab an, dass es bereits vergangene Woche von der Flucht des Iraners erfahren habe. Der iranische Geheimdienst-Minister bestritt indes entschieden, dass sein Ministerium in irgendeiner Verbindung zu Behbahani stehe.
|