Frankfurter Rundschau 19.06.2000 Beirut nennt Abzug Israels aus Libanon unvollständig NEW YORK/BEIRUT, 18. Juni (ap/afp). Nach einer zehnstündigen Marathonsitzung haben sich die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates am Samstag zunächst auf eine vorläufige Bestätigung des israelischen Truppenabzuges aus Südlibanon geeinigt. Über eine entsprechende Erklärung sollte am Sonntag neu verhandelt werden. Zuvor hatte Russland laut Berichten von Diplomaten den vorgelegten Entwurf abgelehnt. Grund sei die Haltung Libanons gewesen. Nachdem Beirut den kompletten israelischen Truppenabzug weiter in Frage stellte, schaltete sich auch US-Außenministerin Madeleine Albright am Wochenende in die Verhandlungen ein. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte Israel am Freitag offiziell den vollständigen Abzug seiner Truppen und damit die Erfüllung der UN-Resolution 425 bescheinigt. Der libanesische Ministerpräsident Salim Hoss wies die Erklärung Annans jedoch am Sonntagmorgen zurück. Israelische Truppen kontrollierten noch immer Teile libanesischen Territoriums, sagte Hoss. Seine Regierung sei zwar "bis aufs Äußerste" zur Zusammenarbeit mit den UN bereit, wolle aber keinen Fußbreit libanesischen Gebiets preisgeben. Die radikalislamische Hisbollah-Miliz nannte die UN-Bestätigung "voreilig und unrealistisch". Sie drohte Israel am Samstag mit neuen Angriffen. Die Bestätigung soll den Weg für die Aufstellung einer Blauhelmtruppe in Libanon freimachen. Aufgabe der UN-Truppe ist es, den Frieden zu sichern und der libanesischen Regierung dabei zu helfen, die Autorität über das von der Hisbollah kontrollierte Gebiet wiederzuerlangen. Am heutigen Montag wird Annan in Libanon erwartet. Der stellvertretende kanadische UN-Botschafter Michel Duval erklärte, Vertreter der UN hätten mehrere strittige Grenzpunkte kontrolliert und den Abzug der Israelis bestätigt. Der neue Grenzverlauf wurde von UN-Kartografen aufgezeichnet.
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