Frankfurter Rundschau 19.06.2000 Türkei macht wegen Leopard-Panzer Druck BERLIN, 18. Juni (ap). Die Türkei wird ihre Streitkräfte mit einem anderen Kampfpanzer modernisieren, wenn Deutschland wegen Menschenrechtsbedenken die Lieferung des Leopard 2 verweigert. Das teilte der türkische Europaminister Yüksel Yalova am Sonntag in einem Interview des Berliner Senders "100,6" mit. Yalova forderte zugleich eine Aufnahme seines Landes in die Europäische Union "deutlich vor 2006". Staatsminister Christoph Zöpel vom Auswärtigen Amt reagierte in der Panzerfrage mit einem Hinweis auf die verschärften Waffenexport-Richtlinien der Bundesregierung. Es müsse sicher gestellt sein, dass die deutschen Rüstungsgüter nicht menschenrechtswidrig eingesetzt werden, insbesondere nicht in den Kurdengebieten. Er wies zudem die Forderung nach schnellerer EU-Aufnahme als "völlig unrealistisch" zurück. Die türkische Armee, die bereits über das Vorgängermodell Leopard 1 verfügt, plant die Beschaffung von rund 1000 Leopard-2-Panzern. Ein solcher Panzer wird vom türkischen Heer seit Jahresbeginn getestet. Meldungen, wonach das Geschäft ein Volumen von 14 Milliarden Mark haben soll und die deutsche Wertschöpfung rund sechs Milliarden Mark betragen würde, bezeichnete die Herstellerfirma Krauss-Maffei als "nicht unrealistisch" .
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