Hannoversche Allgemeine Zeitung, 22.6.2000 Wasser als Friedensbrücke Israel will von der Türkei in den kommenden Jahren große Mengen Wasser kaufen, um den Mangel im eigenen Land zu kompensieren. Beide Staaten verhandeln derzeit über einen Vertrag, der ein neues Kapitel im Welthandel einleiten könnte. Erstmals würde Wasser im großen Maßstab Objekt eines kommerziellen Geschäfts im Nahen Osten. Der türkische Energieminister Cumhur Ersumer sagte nach Gesprächen mit einer israelischen Delegation am Mittwoch, Details des Abkommens einschließlich des Preises könnten schon in Kürze vereinbart werden. Wasser wird im Nahen Osten immer gefragter. Israel erlebt derzeit die zweite Saison mit unterdurchschnittlichen Regenfällen und dürfte seinen Bedarf in den kommenden Jahren nur noch durch Importe vollständig decken können. Es hat sich im Friedensvertrag mit Jordanien verpflichtet, dem Nachbarn Wasser zu liefern. Außerdem erhält Jordanien Wasser aus Syrien. Dies sind aber keine kommerziellen Geschäfte. Die Türkei plant indes schon seit längerem, Wasser aus seinen südlichen Flüssen in die Region zu verkaufen. Israel soll nun Wasser aus dem Fluss Manavgat erhalten, wo die Türkei eine große Wasseraufbereitungsanlage gebaut hat. Die Anlage liegt 80 Kilometer östlich des Badeortes Antalya und kann täglich 250.000 Kubikmeter aufbereitetes und 250.000 Kubikmeter ungereinigtes Wasser zur Verfügung stellen. Ihre Jahreskapazität liegt bei 180 Millionen Kubikmeter Frischwasser. Derzeit liefert die Türkei bereits Wasser per Tanker in den von Türken bewohnten Norden Zyperns. Das Land will auch an Malta, die Republik Zypern und die griechische Insel Kreta Wasser liefern. Gespräche über Wasserlieferungen führte die Türkei auch schon mit Jordanien. Israel werde aber wohl das erste Land werden, das Wasser in der Türkei kaufe, sagte Minister Ersumer. Er sieht das türkische Wasser "als Friedensbrücke" für die Mittelmeerstaaten
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