Frankfurter Rundschau, 23.6.2000 Syrische Familie an A 7 ausgesetzt Sieben Kinder tagelang in Lkw / "Alle äußerst erschöpft" Von Matthias Brunnert HILDESHEIM, 22. Juni. Die Polizei hat noch keine heiße Spur von den Schleppern, die am Mittwoch eine zehnköpfige syrische Großfamilie mit sieben kleinen Kindern an der Autobahn 7 ausgesetzt hat. Es gebe noch keine konkreten Hinweise auf den Lkw, mit dem die Flüchtlinge transportiert wurden, sagte Polizeisprecher Walter Wallott am Donnerstag. Die Hildesheimer Polizei will herausfinden, wo die Schlepper auf dem Weg von Süd- nach Norddeutschland weitere Flüchtlinge ausgesetzt haben. Nach Angaben der syrischen Flüchtlinge hat die kriminelle Organisation bis zu 30 000 Mark pro Person für die Schleusung nach Deutschland kassiert. Nach Angaben der Polizei hatte die Familie nichts bei sich außer der Kleidung am Körper. Auch die Papiere seien den Flüchtlingen von den Schleusern abgenommen worden. Der 43-jährige Ehemann, seine 30-jährige Frau, ihre sieben Mädchen im Alter von einem bis zehn Jahren sowie der 23-jährige Bruder des Mannes seien fünf bis sechs Tage ununterbrochen in dem Transporter unterwegs gewesen, sagte Wallott. Ihre Notdurft hätten sie in Tüten verrichten müssen. Alle seien äußerst erschöpft und durstig gewesen. Die Schleuser hätten sie zunächst aus Syrien über Irak in die Türkei gebracht, berichtete die Familie der Polizei. In Istanbul seien sie in einen Lkw gepfercht worden, der bereits randvoll mit Flüchtlingen gewesen sei. Nach langer Fahrt habe der Lkw Deutschland erreicht. Dort hätten die Schleuser nach und nach alle Flüchtlinge abgesetzt. Die Familie gehört nach eigenen Angaben der in Syrien verfolgten christlichen Gemeinschaft der Jeziden an. Sie wurde in die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber nach Braunschweig gebracht.
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