web de 04.07.2000 15:43
PLO-Beschluss verschärft Spannungen mit Israel
Warnung vor einseitiger Ausrufung eines palästinensischen Staates
- Noch keine Entscheidung über Nahost-Gipfeltreffen
Gaza (AP)
Die Palästinenser wollen sich auf die Ausrufung eines eigenen Staates
am 13. September vorbereiten. Dies beschloss der PLO-Zentralrat nach
zweitägigen Beratungen am Montagabend in Gaza. Das Gremium rief
die Regierung von Präsident Jassir Arafat auf, die für die
Proklamation notwendigen Maßnahmen zu treffen. Israel hat diese
Entscheidung am Dienstag scharf kritisiert. Eine einseitige Staatsausrufung
ohne Zustimmung Israels habe keinerlei Bedeutung, sagte Justizminister
Jossi Beilin in einem Rundfunkinterview.
Einen palästinensischen Staat werde es erst dann geben, wenn Israel
ihn anerkenne, sagte Beilin. Ohne Zustimmung Israels seien die Palästinenser
vom Rest der Welt abgeschnitten und hätten auch keine Verbindung
zwischen dem Westjordanland und dem Gazastreifen. Der israelische Außenminister
David Levi sagte, die Entscheidung des PLO-Zentralrats zeige, dass alle
optimistischen Prognosen über einen schnellen Verhandlungserfolg
falsch seien. Die palästinensischen Forderungen seien so weit hergeholt,
dass sie unmöglich angenommen werden könnten.
Die israelische Regierung lehnt die Ausrufung eines palästinensischen
Staates ohne einen vorher abgeschlossenen Friedensvertrag ab und droht
mit der Annexion von Teilen des Westjordanlandes. Am 13. September läuft
die Frist für ein Friedensabkommen mit Israel ab.
Der Zentralrat appellierte an die internationale Gemeinschaft, die Eigenstaatlichkeit
anzuerkennen. Die Palästinenser hätten ein «natürliches
und historisches Recht auf einen eigenen Staat», hieß es.
In der Erklärung, die der Vorsitzende des PLO-Zentralrats, Salim
Sanun, verlas, sah das Gremium allerdings davon ab, ein konkretes Datum
für die Staatsausrufung zu nennen.
Nach offiziellen palästinensischen Angaben ist der 13. September
nicht zwangsläufig der Stichtag für die Proklamation. Arafat
wolle die Entscheidung auch von der Meinung des palästinensischen
Volkes abhängig machen.
US-Präsident Bill Clinton sprach unterdessen mit Arafat und dem
israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak telefonisch über
einen möglichen Dreiergipfel nach dem Vorbild der Camp-David-Verhandlungen
für den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag. Nach Angaben
eines Sprechers des Weißen Hauses, P.J. Crowley, wurde jedoch
noch keine Einigung erzielt.
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