Die Presse (Wien), 05.07.2000 Türkisches Wasser soll Israels Probleme lindern 50 Millionen Kubikmeter Wasser will Israel nun jährlich importieren will; der Deal ist heftig umstritten. JERUSALEM (kna.). Zwei trockene Winter in Folge reichten aus, um in Israel eine panikartige Diskussion über Möglichkeiten zur Bekämpfung des aktuellen Wassermangels aufkommen zu lassen. Drastische Kürzungen drohen vor allem der Landwirtschaft. Darüber hinaus soll das Bewässern von Privatgärten und öffentlichen Parks verboten werden. Experten zufolge könnten damit pro Monat rund 25 Millionen Kubikmeter Wasser gespart werden. Um dem seit Jahren absehbaren und doch für die Verantwortlichen offenbar überraschenden Notstand Abhilfe zu leisten, wird zudem der Wasser-Import aus der Türkei erwogen. Zuletzt setzten sich Experten beider Länder zusammen, um über die Einzelheiten eines Handels zu reden. In Israel ist der mögliche Import von Wasser indes nicht allein aus strategischen Gründen umstritten. In den vergangenen Jahren soll die Türkei rund 120 Millionen Dollar in das Projekt "Wasser-Export" investiert haben; bisher gab es jedoch offenbar Absatzprobleme. Den beiden Ländern schwebt nun der Handel über 50 Millionen Kubikmeter jährlich vor, über eine Zeitspanne von fünf bis zehn Jahren. Entsalzung wäre billiger Informationen der Tageszeitung Haaretz zufolge verlangt die Türkei zwischen zwölf und 15 Cent pro Kubikmeter, was mit den Transportkosten auf eine Summe von rund 90 Cent pro Kubikmeter steigen würde - vorausgesetzt die Regierungen verzichten auf Zollgebühren. "Der Kauf von türkischem Wasser ist absurd, angesichts der bis zu 20 Cent pro Kubikmeter billigeren Entsalzung von Meerwasser", urteilt Meir Schitrit, Fraktionsvorsitzender des Likud. Doch nicht nur aus der Opposition melden sich kritische Stimmen. Auch Umweltministerin Dalia Yizik (Labour) ist gegen den Wasser-Import. Sie schlägt vor, durch die Nutzung von gereinigtem Abwasser für die Felderbewässerung jährlich rund 200 Mill. Kubikmeter zu sparen. "In Sachen Wasser dürfen wir uns nicht von anderen Ländern abhängig machen", warnte ein Sprecher des Umweltministeriums. Dazu kommt, daß Israel nicht auf die Einfuhr von Wasser nicht vorbereitet ist. Es müßte zunächst eine Verbindungsleitung errichtet werden, die das Wasser vom Hafen aus ins nationale Rohrnetz leitet. Das dürfte mindestens acht Monate in Anspruch nehmen. Diese Zeit würde ausreichen, um eine Entsalzungsanlage zu errichten. Für gesundheitlich problematisch halten Kritiker vor allem aber auch, daß das Wasser in ehemaligen Öltanks transportiert werden soll. Die Dürre trifft die Palästinenser und Jordanien nicht weniger als Israel. Die palästinensische Zeitung Al-Quds berichtete unlängst, daß der Pro-Kopf-Verbrauch in Israel mehr als doppelt so hoch sei als bei Palästinensern und Jordaniern. Hoher Verbrauch in Israel Eine andere Untersuchung, durchgeführt von Experten aller drei Seiten kommt sogar auf einen drei- bis viermal höheren Verbrauch der Israelis. Während Israel und Jordanien im Rahmen des 1994 abgeschlossenen Friedensvertrages eine Einigung über die Verteilung des Wassers aus dem Jordan und dem See Genezareth getroffen haben, ist das Thema mit den Palästinensern noch offen. Seit der Besatzung der Westbank und des Gazastreifens 1967 kontrollieren die Israelis das Wasser. In manchen palästinensischen Städten gibt es oft über Tage kein fließendes Wasser. Wer nicht vorgesorgt hat, muß es sündteuer von privaten Händlern erstehen.
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