Westfälische Rundschau, 8.7.2000
Unna als Station der Geborgenheit auf einer Odyssee des Schreckens
Unna. Zehn Jahre auf der Flucht. Eine Odyssee in Angst. Festnahmen,
Verhöre, Folter, Vergewaltigung, Terror. Zehn Jahre Horror. Zehn
Jahre ohne
Heimat und ohne ein Zuhause, ohne zu wissen, wohin sie gehören,
ohne auch zu
ahnen, was das Schicksal mit ihnen vorhat. Was die kurdische Familie
Eren
seit fast zehn Jahren mitmacht, ist schlimmer als der schlimmste Albtraum.
Knapp zwei Wochen leben Vater Medeni, Mutter Besra und die fünf
Kinder jetzt
im Kirchenasyl in der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Auch nur eine Zwischenstation,
das wissen sie (s. Kasten). Aber erstmals seit Monaten fühlen sie
sich
wieder sicher und geborgen.
Besra Eren wirkt angespannt und nervös. Sie knetet die Hände,
bis die
Gelenke in den Fingern knacken. Ihre Stimme zittert. Fast ausdruckslos
ihr
Blick. Die Erinnerung wühlt sie sichtlich auf. Ihr Bericht: Eine
Auflistung
unvorstellbarer Grausamkeiten.
Von Frank Fligge
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