Tagesspiegel, 12.7.2000 Viel weniger Asylbewerber Erstmals seit 1987 voraussichtlich unter 100.000 Anträge in diesem Jahr Die Zahl der Asylanträge könnte nach Einschätzung der Bundesregierung in diesem Jahr erstmals seit 1987 wieder die Marke von 100 000 unterschreiten. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) erklärte am Dienstag in Berlin, der auch im Juni festgestellte Rückgang sei vor allem darauf zurückzuführen, dass im ersten Halbjahr mit 5956 Personen erheblich weniger Jugoslawen in Deutschland Asyl beantragt hätten. Im ersten Halbjahr 1999 waren es noch 17 715, die meisten davon Kosovaren. Insgesamt kamen von Januar bis Juni 35 949 Asylsuchende nach Deutschland. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang um 26,1 Prozent. Hauptherkunftsländer der Asylbewerber waren im ersten Halbjahr 2000 nach Jugoslawien (5956 Menschen) der Irak (4730), die Türkei (4179), Afghanistan (2147) und der Iran (2042). Die Reihenfolge der Länder entspricht der des Vorjahreshalbjahrs. Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge hat nach Angaben Schilys in der ersten Jahreshälfte 61 645 Entscheidungen über Asylanträge getroffen. 1672 Personen (2,7 Prozent) wurden als Asylberechtigte anerkannt, 3895 (6,3 Prozent) erhielten Abschiebeschutz. 38 861 (63,1 Prozent) Asylanträge wurden abgelehnt. Die Zahl der Menschen, über deren Anträge noch nicht entschieden wurde, betrug Ende Juni 32 156. Zudem liegen dem Bundesamt 17 122 Asyl-Folgeanträge vor.
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